Rezension

Constantine 2.0

Der Nekromant - Totennacht - M. R. Forbes

Der Nekromant - Totennacht
von M. R. Forbes

Bewertet mit 5 Sternen

Conor Night hat das große Los gezogen. Todkrank hat er seine Familie verlassen, nur um kurz darauf zu entdecken, dass er in dieser neuen Welt, voller Magie und Monster, eine ganz eigene Begabung entwickelt hat. Wie passend, dass ein Kerl an der Schwelle zum Tod ein Nekromant ist. Die sind selten. Und geächtet. Trotzdem sind seine Fähigkeiten sein einziges Mittel, um zu überleben - er ist ein Söldner, verdient gut. Geldnot hätte er wohl keine, wenn ein Gutteil seines Verdienstes nicht in schmerzhafte Schwarzmarktmedikamente fließen würde.
Hand in Hand mit dem Tod, mit einem Bein im Grab ist Conor der perfekte Kerl für scheinbar unlösbare Aufgaben. Und so eine soll ihm auch schneller begegnen als ihm lieb ist.

Am Anfang hab ich schwer mit den Zähnen geknirscht - ich mag es gar nicht, wenn ich über absolut offensichtliche Parallelen stolpere. Und Conor erinnert schon fast schmerzhaft an Constantine. Beide mit einem Bein im Grab, beide eine scheißangst vor allem was danach kommt. Und ein ähnlicher Umgang damit - statt sich jammern im Eck zu verkriechen wird mit Zähnen und Klauen, Messern und hier eben Würfeln gegen Ungetüme gekämpft und dem Tod ins Gesicht gelacht. Beide Zynisch bis ins Mark. Und beide derartig cool, dass man sie unglaublich gerne mal auf ein Bier einladen würde.
Lang hat's nicht gedauert, bis mir das völlig egal war. Ja, die beiden sind sich ähnlich. Aber das war's auch schon, denn das Setting hier ist ein ganz anderes. Und dann kann ich mich auch einfach drüber freuen, schließlich hab ich mit 14 schon für den ersten der beiden Dämonenjäger geschwärmt.

Hier geht es aber nicht um einen Kampf von Gut und Böse, zumindest verlaufen die Grenzen eher fließend. Die Welt hat sich verändert, es gibt Menschen die Magie beherrschen und allerhand seltsames Getier, das versucht, friedlich mit den Menschen zusammen zu leben. Wachend über Oger, Trolle, Magier sitzen diverse Häuser - eigentlich für Schutz und Ordnung geschaffen, bekriegen sie sich heute mehr als alles andere.
Wer kann hält sich tunlichst aus diesen Geschichten raus. Conor kann nicht. 

Und so steckt man gemeinsam mit einem unglaublich coolen Protagonisten irgendwo zwischen Straßenschlacht und Mysterythriller. Eigentlich entdeckt man als Leser alle paar Seiten irgendwas neues, über das man sich diebisch freuen kann.
Hier ist definitiv für jeden was dabei. 
Fantastisch ausgearbeitete Charaktere, die durch eine gekonnte Mischung aus Gut und Schlecht absolut authentisch wirken.
Aktionszenen mit ganz viel Blut und Tempo.
Ein paar Gefühle, für die die's eher flauschig mögen gibt's auch.
Rätselraten rund um den Bösewicht.
Und die genialsten Gadgets seit.. ich weiß auch nicht wann. Jedem Rollenspieler wird bei Conors bevorzugter Waffe das Herz aufgehen. 
Abgerundet wird das ganze mit ein bisschen Gesellschaftskritik (Rassismus ist auch in der neuen Welt ein Thema) und ganz viel unterschwelligem Humor (Conor. Eh klar. Wenn er denn irgendwann mal stirbt dann sicher weil er eine zu große Klappe hat)

Ich kann das alles gar nicht wirklich in Worte fassen. Ich möchte Loblieder singen und die Buchseiten drucken und durch die Straßen werfen. Fantasy hat mich in den letzten Jahren so oft frustriert zurückgelassen weil's entweder ein aufgewärmtes Süppchen war oder einfach gewollt aber nicht gekonnt. 

Aber siehe da. Forbes will und Forbes KANN. 
Unbedingt lesen!