Rezension

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Cui bono

Schweigegelübde - Barbara Bierach

Schweigegelübde
von Barbara Bierach

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Polizei in Sligo ist einem Todesengel auf der Spur. Im Krankenhaus sterben immer wieder Patienten, die auf dem Weg der Besserung waren. Deshalb nehmen die Kommissarin Emma Vaughan und ihre Kollegen die Belegschaft und Besucher unter die Lupe. Cui bono, fragen sie sich. Wer profitiert von den Toden?

Kommissare in Romanen müssen sich durch irgendeine Eigenschaft aus der Masse hervorheben, das scheint ein ehernes Gesetz zu sein. Geschieden sind sie fast alle, die meisten trinken zu viel, und in diesem Roman ist die Ermittlerin Emma tablettensüchtig. Statt zu frühstücken, wirft sie Oxycodin ein. Ihre Sucht geht so weit, dass sie sich sogar an den Vorräten in der Asservatenkammer bedient.

Auch was ihre Ermittlungsmethoden anbelangt, nimmt es Emma nicht so genau. So stiftet sie zum Beispiel die Freundin ihres Sohnes dazu an, Emailkonten zu hacken. Dass die Jugendlichen dabei an vertrauliche (und in einem Fall ziemlich peinliche) Informationen gelangen, scheint sie nicht weiter zu stören. 

Da ich den ersten Roman um Emma Vaughan nicht gelesen habe, haben mich die vielen Verweise auf dieses Buch gestört. „Die Frau mit dem dicken roten Zopf“, die immer wieder vor Emmas geistigem Auge erscheint, mag Lesern des ersten Bands etwas sagen, mich hat die ständige Wiederholung dieser Vision einfach nur genervt. 

Emma selbst ist mir ziemlich unsympathisch. Sie scheint über den Gesetzen zu stehen und in ihrer Dienststelle alle anderen für Trottel zu halten. Einzige Ausnahme ist ihr Partner James, dem sie es allerdings übel nimmt, dass er sich mehr für die attraktive Aoife als für sie interessiert.

Die Leseprobe des Romans hatte mir gut gefallen. Ich versprach mir einen spannenden Krimi vor der malerischen Kulisse Irlands. Leider sucht man Spannung in diesem Roman vergebens. Die Geschichte plätschert so vor sich hin, es werden einige falsche Fährten gelegt, manche davon verlaufen einfach im Sand ohne jemals aufgelöst zu werden. Alles in allem eine eher enttäuschende Lektüre.