Rezension

Da hatte ich mehr erwartet

Rachemond - Wolfgang Jezek

Rachemond
von Wolfgang Jezek

Bewertet mit 2.5 Sternen

~~Die Journalistin Elvira wird vom Chefredakteur ihrer Zeitung, des Wiener Tagesboten, nach Kärnten geschickt. Dort wurde die Leiche des Vorsitzenden der Christine-Lavant-Gesellschaft aus dem Bach gefischt. Selbstmord, wie es gleich heißt, aber der Chef wittert eine Story.
Bei der Polizei fällt Elviras Recherche unangenehm auf, Inspektor Speckbacher hält nichts von neugierigen Journalistinnen, die seine Schlussfolgerung in Frage stellen. Aber nach einigen Gesprächen ist Elvira sicher: es war Mord.
Der Krimi führt ins tiefste Kärnten, ins Lavanttal. Dort lebte und starb die beeindruckende Dichterin Christine Lavant. Es ist ein Verdienst des Autors, Person und Werk dieser Künstlerin in den Focus zu rücken, sie war für mich bisher nur ein Name im Literaturlexikon. Auch die Idee ein geheimnisvolles Manuskript zum Mittelpunkt des Plots zu machen, gefiel mir.
Allerdings bin ich mit der Hauptfigur, der Journalistin Elvira nicht warm geworden. Sie blieb eine Figur ohne Kontur. Trotz der vielen, sich oft wiederholenden Beschreibungen.  Muss ich denn bei jeder Getränkebestellung der Protagonistin wieder erfahren, warum sie Tee dem Kaffee vorzieht und wie sie ihn am liebsten mag? Reicht nicht einmal die Erklärung zu ihrem Fleischverzicht, ohne die dauernde Wiederholung bei jedem Gaststättenbesuch?
Überhaupt, die Beschreibungen – manchmal dachte ich, Wolfgang Jezek traut seinen Lesern nicht viel zu. Statt  Handlung und Personen aus Situationen oder Dialogen zu charakterisieren, werden immer wieder langatmige Erklärungen eingeschoben. Ist da der Brotberuf des Debütautors eingeflossen?  So konnte kein rechter Lesefluss entstehen und ich muss zugeben, darüber habe ich mich auch geärgert. Der Schreibstil ist mir manchmal als hölzern aufgefallen, die Dialoge wirkten nicht unbedingt lebensecht. Nach der Beschreibung hatte ich mehr erwartet. Etwas mehr Charme und Sprachwitz hätten mir gefallen. Ein Minuspunkt ist auch die Auflösung des Falls, ich finde mich immer unterschätzt, wenn zum Schluss plötzlich ein Täter aus dem Hut gezaubert wird und dann noch einmal Tathergang und Motive zusammengefasst und erklärt werden.
Das ist eigentlich schade, denn ich fand viele gute Ansätze und der Plot hatte Potenzial. Der Krimi spielt in jüngster Vergangenheit, in Kärnten ist die Ära Haider grade erst zu Ende gegangen und ich spürte, dass die Probleme des Bundeslandes ein echtes Anliegen des Autors sind. Das hat mir über die Krimilektüre hinaus viel Stoff zum Nachdenken und Nachlesen gegeben.
Ich bin sehr neugierig, wie sich der Autor nach diesem Debütkrimi weiterentwickelt.