Rezension

Da kommt Fernweh auf...

Insel der blauen Gletscher - Christine Kabus

Insel der blauen Gletscher
von Christine Kabus

"Insel der blauen Gletscher" ist bereits der dritte Norwegenroman von Christine Kabus. Ich finde es immer wieder aufs Neue faszinierend, wieviel man über das Leben - ob Gegenwart oder Vergangenheit - in diesem skandinavischen Land lernt, während man eigentlich "einfach nur" einen Roman liest. Gerade Spitzbergen, welches hier eine wichtige Rolle einnimmt, war mir bisher lediglich namentlich ein Begriff.

Darüber hinaus besticht die Autorin, wie auch bereits in den vorherigen Büchern, durch das Talent, ihre ausgiebigen Beschreibungen von Landschaft und Umgebung so bildhaft zu gestalten, dass man die Berge, Gletscher, Flora und Fauna Norwegens und Spitzbergens im eigenen Kopf entlanglaufen lassen kann. Diese bildhafte Beschreibungsweise ist es auch, die mich diese Landschaften genießen lässt, obwohl ich normalerweise wirklich kein Freund ausgiebiger Naturdarstellungen in Büchern bin.

Dennoch komme ich nicht umhin anzumerken, dass stellenweise ein wenig weniger Landschaft der  Handlung gut getan hätte.
Wie auch in den letzten Büchern wird der Leser abwechselnd in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen in verschiedene Zeiten mitgenommen - diese trennen hier gut einhundert Jahre. Zwei faszinierende Lebensgeschichten zweier starker, aber sehr unterschiedlicher, Frauen werden erzählt und wie wir es von Christine Kabus kennen, laufen sie dennoch gegen Ende zusammen. Durch die wechselnden Perspektiven ist das Buch trotz mehr als 600 Seiten sehr kurzweilig zu lesen, aber gegen Mitte des Buches greift dann mein oben genannter Kritikpunkt, hatte ich doch mitunter das Gefühl, nur noch von Landschaften zu lesen.

Trotzdem ist es ein wirklich Genuss, den beiden Handlungssträngen zu folgen und gerade die letzten 150 Seiten musste ich in einem Rutsch durchlesen - waren doch zu viele Fragen noch offen und Möglichkeiten zur Auswahl!

Die Hauptcharaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und durch ihre Ecken und Kanten auch sehr sympathisch. Tauchen mitunter nicht so nette Gesellen auf, erlebt man diese als Leser aber immer auch mit einem Augenzwinkern - so wirklich ernst nehmen und für böse halten kann man auch diese nicht, was aber stimmig in die Handlung integriert ist.

Auch wenn "Insel der blauen Gletscher" von der Geschichte der vorherigen beiden Bücher unabhängig ist und absolut ohne Kenntnis dieser gelesen werden kann, werden Leser von Christiane Kabus früheren Büchern auch alte Bekannte wiedertreffen und näher kennenlernen.

Ich habe mich wieder einmal gern in das Norwegen von damals und heute fallen lassen und diesen Roman wirklich genossen, eingeschränkt lediglich durch meinen oben angeführten Kritikpunkt in Bezug auf die Masse der Landschaftsbeschreibungen.