Rezension

Dänisches Krimihighlight

Erbarmen
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 5 Sternen

Schwer traumatisiert vom Tod eines Kollegen kommt der dänische Polizisten Carl Mørck in den Dienst zurück. Unmotiviert und übellaunig verbringt er seine Zeit vor dem Computer, an dem er sich mit Kartenspielen die Zeit vertreibt. Lange dauert es nicht, bis man ihn in den Keller steckt und die Leitung des neu gegründeten Sonderdezernats Q übergibt, einem Dezernat, dass sich um ungelöste Fälle kümmern soll. Eine Alibibeschäftigung, für die die Mordkommission viel Geld einstreicht und mit der man glaubt, Carl Mørck ruhig zu halten. Aber der Plan geht nicht auf und schon kurz nach seiner Ernennung beginnt Carl Forderungen zu stellen. Ein Dienstwagens und ein Mädchen für alles ist das, was er für sich heraus schlagen kann und so erscheint ab sofort der Syrier Assad in seinem Keller, um ihm als Assistent zur Hand zu gehen. Bereits kurze Zeit später beschäftigen sich die beiden Männer mit dem Fall der Parlamentsabgeordneten Merete Lynggaard, die vor fünf Jahren von einer Autofähre spurlos verschwand. Nach umfangreichen Ermittlungen, die alle zu dem Ergebnis kamen, dass die junge Frau die Fähre nicht lebend verlassen hat, erklärte man sie für tot. Doch irgend etwas stimmt nicht an diesem Fall und so beginnen Carl und Assad erneut zu ermitteln.

Merete Lynggaard, eine einunddreißigjährige Powerfrau war nicht gerade beliebt bei ihren Mitmenschen und Parteifreunden. Nur ihr behinderter Bruder Uffe kannte die wirkliche Frau hinter der Fassade, die so gar nichts mit der aufstrebenden Politikern gemein hatte. Bereit seit fünf Jahren, seit ihrem Verschwinden von der Autofähre, sitzt diese nun in einem Kellerverließ, wo sie gequält wird und unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt ist. Eine ständige Überwachung durch Kameras, die stetige Erhöhung des Luftdrucks und eine vollkommene Isolierung sind nur einige Bruchstücke eines Martyriums, das sie über sich ergehen lassen muss. Doch warum das alles? Eine Frage, die sie selber nicht beantworten kann und deren Lösung doch so nah liegt.

Jussi Adler-Olson hat mit "Erbarmen" einen Thriller geschrieben, der vor Spannung nur so strotzt. Eine sich rasant entwickelnde Geschichte und wunderbar ausgearbeitete, glaubwürdige Charaktere schaffen es, dass es dem Leser kaum gelingt, das Buch aus der Hand zu legen. Immer wieder hofft er auf ein Wunder, einen Fehler der Entführer, einen Erfolg der Ermittler oder darauf, dass Merete es schafft, sich selbst zu befreien. Doch die Zeit vergeht, ohne dass dieses Wunder geschieht und um so mehr sie voranschreitet, um so knapper werden die Stunden, in denen Merete noch leben darf. Denn der Zeitpunkt ihres Todes steht fest, gewählt von einem Menschen, der sich an ihr rächen will.

Mittels zweier Handlungsstränge, die Jussi Adler-Olson geschickt nebeneinander ablaufen lässt, erzählt er eine Geschichte die mitreißt und in einem Showdown endet, der wirklich gelungen ist. Flüssig geschrieben und glaubwürdig dargestellt, ist dieser Thriller ein Highlight der dänischen Kriminalliteratur.