Rezension

Damals und Heute

Kranichland - Anja Baumheier

Kranichland
von Anja Baumheier

Bewertet mit 5 Sternen

Theresa bekommt einen Brief von einer Anwaltskanzlei in dem steht, dass ihre Schwester Marlene ihr ein Haus in Rostock vererbt hat.
Dabei ist Marlene doch schon als junges Mädchen bei einem Unfall ums Leben gekommen.
Theresa hat ihre Schwester gar nicht gekannt. Sie war ein Nachzügler und ist erst nach dem Unfall geboren.
So beginnt die Geschichte doch am Ende ist alles anders als gedacht.
„Kranichland“ erzählt die Geschichte der Familie Groen.
Johannes Groen kannte seinen Vater nicht und seine Mutter hat er früh verloren.
Am Ende des Kriegs musste er von Schlesien fliehen. Er war ganz auf sich alleine gestellt und dankbar als in Rostock Kolja, der der russischen Besatzung angehörte, sich seiner annahm. Er bekam einen Platz in einer besseren Flüchtlingsunterkunft und sogar einen Arbeitsplatz. Johannes war dankbar, Kolja war der erste Mensch der ihm die Hand reichte, der ihm half. Dass das alles nur Mittel zum Zweck war durchschaute er nicht.
So war er daran beteiligt das Regime der DDR aufzubauen. Er glaubte fest an das Gute und das alles seine Richtigkeit hatte.
Als ihm nach vielen Jahren Zweifel kamen war es zu spät.
Elisabeth lebte mit ihrer Mutter in ihrem Haus in Rostock. Nach dem der Vater abgeholt wurde versteckte sie sich mit ihrer Mutter im Keller. Nach dem Krieg lernte sie Johannes kennen. Sie verliebten sich und heirateten. Gelebt haben sie im Haus bei ihrer Mutter unter dem Dach.
Dann wurde Johannes nach Ost Berlin versetzt und Elisabeth bekam eine Anstellung in der Charité.
Die beiden hatten zwei Töchter Charlotte die älteste, die ganz nach dem Vorbild ihres Vaters an das Gute der DDR glaubte.
Dann die jüngere, Marlene. Sie war genau das Gegenteil, eine richtige Ausständlerin. Auch in der Schule gab es immer Ärger wegen ihr.
Marlene ist jung bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen (hier möchte ich nicht mehr verraten)
Danach wurde Theresa geboren. Sie war die Freude von Johannes und Elisabeth (auch hier möchte ich nicht näher darauf eingehen.)
Die Charaktere waren alle sehr authentisch und mir, bis auf Kolja auch alle sympathisch. Ja, auch Johannes, obwohl er ein Mitglied des Systems der DDR war, andere Menschen ausspioniert hatte und bestimmt so manchem zum Verhängnis wurde.
Aber auch er war ein Opfer des Systems und ich kann ihn nicht einfach verurteilen.
Das Buch hat zwei Erzählstränge, es gibt einen ständigen Wechsel zwischen Heute und Damals.
Theresa merkt sehr schnell, dass es in ihrer Familie ein Geheimnis gibt und versucht dem auf die Spur zu kommen. Die Abschnitte aus der Vergangenheit verraten Stück für Stück was damals wirklich geschah.
Am Ende Fallen alle Puzzleteile an die richtige Stelle und alle Geheimnisse sind gelüftet.
Es hätte viel Leid erstarrt werden können wenn man in der Familie Groen etwas ehrlicher zueinander gewesen wäre. Dann hätten wir allerdings nicht so eine interessante und gefühlvolle Geschichte bekommen.
Die Autorin Anja Baumheier hat mit „Kranichland“ ein sensationelles Debüt hingelegt. Alle Achtung.