Rezension

Dan Brown hat in seinem Roman ein aktuelles, brisantes Thema aufgegriffen und geschickt in eine realitätsnahe, rasante Verfolgungsjagd eingebaut! Grandios mit kleinen Macken!

Inferno - Dan Brown

Inferno
von Dan Brown

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bin absoluter Fan der Bücher von Dan Brown und vor allem der Reihe rund um Robert Langdon. Die Vorfreude auf Inferno war also immens, allerdings hat mir der Buchpreis von 26 € wirklich zu denken gegeben. Vor allem hätte ich für den Preis auch ein Lesebändchen erwartet. Aber man kann nicht alles haben was man möchte.
Beim Lesen hatte ich zu Beginn leichte Startschwierigkeiten. Ich hatte das Gefühl, dass sich im Schreibstil von Dan Brown etwas verändert hat, obwohl ich noch nicht mal genau sagen kann was es ist. Auch waren mir die Personen zu Beginn viel zu schwammig beschrieben und ich war manches Mal ratlos, was ich mit der Person nun anfangen soll.
Störend waren für mich auch die öfters vorkommenden italienischen Sätze. Manches Mal wurden sie danach zwar in einem Nebensatz übersetzt, aber oft wurde darauf verzichtet! Der Inhalt war zwar nicht weiter wichtig für die Geschichte, aber trotzdem hat es mich immer wieder aus dem Lesefluss geschmissen.
Beeindruckend waren für mich, wie eigentlich bei jedem Dan Brown, die Beschreibung der Handlungsorte. Florenz ist auf meiner Reiseliste ganz stark nach oben geschossen und ich bin nun regelrecht verliebt in die Stadt. Auch hat der Autor es geschafft, mich an meinen schlechten Erinnerungen an Venedig zweifeln zu lassen. Ich denke die Stadt muss ich für ein endgültiges Urteil erneut besuchen, denn Dan Brown hat mir so interessante Fakten an die Hand gegeben, sodass ich manche Dinge mit anderen Augen sehe.
Vielleicht ist eine Stadt mit einem so begeisterten Führer wie Robert Langdon allgemein wesentlich interessanter, denn mit ihm die verschiedenen geschichtlichen Schauplätze zu bereisen lässt mich eine Aufregung spüren, die ich sonst bei Kunst oder anderen Themen nicht habe. 
Für mich ist Robert Langdon immer noch fast ein Held, denn ich unbedingt in Natura begegnen würde. Allerdings ist er mir in "Inferno" manches Mal viel zu schnell auf die Lösung gekommen. Auch er hätte ruhig mal etwas länger rätseln können. Auch die Lösung für alle Probleme, das Anrufen von einem seiner Freunde, war mir manches Mal zu einfach gestrickt. Ich hatte da oft das Gefühl, dass dem Autor dort nichts anderes einfällt, also wird einfach erneut irgendeine Bekanntschaft aus der Vergangenheit ausgegraben.
Der Plot an sich war wieder äußerst spannend und absolut glaubhaft. Ich schwanke bei den Büchern von Dan Brown immer zwischen kindlichem Staunen und Kopfschütteln  Auf der einen Seite kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass beispielsweise die Seufzerbrücke aufgrund der Seufzer der Gefangenen so genannt wird, auf der anderen Seite sind das aber oft einfach Tatsachen, die der Autor geschickt in die Geschichte eingeflochten hat.
Immer wenn ich eines seiner Bücher gelesen habe, hatte ich danach das Gefühl wieder ein Stück gelernt zu haben. Mir wurde unterschwellig so viel Wissen eingetrichtert, dass es erstaunlich ist wie viel ich mir gemerkt habe. "Inferno" ist da an vielen Enden wesentlich nachhaltender gewesen, als die Stadtführung während einer Klassenfahrt in Venedig.
Leider verliert der Autor sich auch oft in seinen detailverliebten Beschreibungen. Durch mein fehlendes Kunstinteresse, war ich dann doch manchmal genervt von den Beschreibungen mancher Kunstmuseen und den darinhängenden Bildern. Des Weiteren war auch der starke Bezug zu Dantes' Inferno störend. Natürlich ist ein geringer Bezug unvermeidbar, aber oft ging es seitenlang um nichts anderes. Das war für jemanden, der mit der Göttlichen Komödie vorher keinen Kontakt hatte, ein bisschen zu viel!
Alles in allem hat Dan Brown wieder einen grandiosen überaus realitätsnahen Roman hingelegt, allerdings bin ich der Meinung das es jetzt auch mal gut mit der Reihe von Robert Langdon ist. Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist! Mehr Weltverschwörungen brauche ich einfach nicht.