Rezension

Dark Canopy

Dark Canopy - Jennifer Benkau

Dark Canopy
von Jennifer Benkau

Bewertet mit 5 Sternen

Die Percents haben die Weltherrschaft übernommen. Einst waren sie von Menschen geschaffene Soldaten, die Kriege ausfechten sollten, bis sie selbst einen Krieg begonnen und das Zepter an sich gerissen haben. Als versklavte Untertanen versuchen die Menschen unter der Regentschaft der Percents zu überleben, wenige davon haben sich in Rebellenclans zusammengeschlossen, um dem System zu trotzen. Und Joy ist eine davon.

Joy lebt in einem Rebellenclan und kennt die Percents großteils nur vom Hörensagen. Grausam, blutrünstig und ohne jede menschliche Regung wird die herrschende Rasse beschrieben und der seltene Kontakt mit ihnen bestätigt Joy diese Geschichten. Doch dann wird sie von den Percents gefangen genommen und kommt ihnen näher als ihr lieb ist, was ihre gesamte Weltanschauung auf den Kopf stellt.

Was für eine Dystopie! Am liebsten hätte ich dieses Buch inhaliert, so sehr bin ich an den Seiten geklebt.

Benkau spielt mit dem Begriff der „Andersartigkeit“, indem sie zwei Gesellschaften gegeneinander ausspielt.

Als Mensch hat man kaum eine Wahl. Entweder man lebt in Städten und ist der grausamen Willkürlichkeit der Percents ausgesetzt oder man findet in einem Rebellenclan Zuflucht, wo bereits das alltägliche Überleben ein Kampf, noch vor dem gegen die Percents, ist.

Die Percents sind undurchschaubar. Man kann sie kaum voneinander unterscheiden und die Rebellen wissen eigentlich nicht viel über sie, außer die Geschichten, die man bereits den Kindern erzählt. Sie verdunkeln die Sonne, weil ihre Haut dagegen empfindlich ist, herrschen erbarmungslos über die menschliche Bevölkerung, die sie oftmals als Sklaven hält, und sie schrecken vor keiner Brutalität zurück, um sich durchzusetzen.

Joy hat ihre Kindheit in einem Clan verbracht und gerät bei einer Befreiungsaktion in Gefangenschaft der Percents. Aber was nun passiert, damit hat wohl Joy als Letzte gerechnet (und ich als Leser auch nicht), denn sie lernt dadurch das wahre Gesicht der Percents kennen und sieht, dass zwar Vorurteile meistens auf einem wahrem Hintergrund beruhen, aber nichts so einfach ist, wie es vorerst scheinen mag. Denn die Geschichte der Percents, ihr Gesellschaftssystem und ihre Handlungen sind bei Weitem nicht so simpel gestrickt, wie man ihr im Clan weismachen wollte.

Neel ist der männliche Gegenpart zu Joy, und nimmt als Percent eine besondere Stellung ein. Nicht nur, dass der Leser durch ihn die Andersartigkeit dieser Gattung begreift, nein, Joy werden durch ihn vor allem die Gemeinsamkeiten bewusst.
Die Beziehungsebene zwischen Neel und Joy rückt daraufhin stark in den Vordergrund und betont meiner Ansicht nach vor allem Rassismus als gesellschaftliches Problem und natürlich daraus resultierende Unterdrückung genauso wie seine Ursprünge, die sich in der Ängstlichkeit gegen das „Andere“ finden lassen.

Für mich ist diese Dystopie ein richtiges Highlight, weil die Autorin alle Elemente zu einem runden Gesamtbild vereint: die negative Entwicklung der Menschheit, erschreckende Szenarien durchzogen von einem blassen Hoffnungsschimmer und einer bemerkenswerten Tiefe, die sie den Charakteren verleiht.

Benkau zeichnet mit „Dark Canopy“ eine düstere Zukunftsvision: Eine verdunkelte Welt, eine versklavte Menschheit und des Menschen Schöpfung als Krone davon.

Die Dilogie:
1) Dark Canopy
2) Dark Destiny

© NiWa