Rezension

Das anmalische Überleben eines Kindes auf der Straße

Das Mädchen mit dem Fingerhut - Michael Köhlmeier

Das Mädchen mit dem Fingerhut
von Michael Köhlmeier

Ein schmaler Band der eine Geschichte erzählt, die ungewöhnlich ist. Im heutigen Zeitgeist ist Transparenz und Präzision eine der höchsten Tugenden und nun kommt Michael Köhlmeier mit dieser Geschichte daher, die irgendwo in Europa, irgendwann spielen könnte! Sehr erfrischend, nicht alles auf dem Silbertablett dargereicht zu bekommen. Jeder, der dieses Werk liest muss sich seinen Teil denken, egal, wie man es betrachtet und was mal als Leser denkt. Raum zur Interpretation bietet dieser Text.

Der Roman heißt und darum geht es auch: „Das Mädchen mit dem Fingerhut“. Ein Mädchen, dass in irgendeiner Stadt von seinem vermeintlichen Onkel auf den Markt geschickt wird um dort stumm den ganzen Tag über zu verweilen und sich etwas zu Essen zu besorgen. Es klappt gut und abends sammelt der Onkel sie ein. So beginnt die Geschichte um das namenlose Kind dessen zufällige Wege des Straßenlebens hier beispielhaft skizziert werden.

Sprachlich sehr nüchtern und knapp geschrieben, ist es genau das was den Reiz ausmacht. Hier wird eine tragische Lebensgeschichte aufgezeichnet wie ein kleines Mädchen um ihre Existenz ringt, fast nur noch aus dem animalischen Überlebenswillen besteht. Durch die sachliche Darstellung triftet es nie in ein kitschiges oder gar klischeehaftes Erzählkonstrukt ab.

Fazit: Wer es gern etwas literarischer hat und einen Roman für „zwischendurch“ sucht, ist mit diesem Werk gut bedient!