Rezension

Das Böse unter der Sonne?

Gefährliche Ernte - Yann Sola

Gefährliche Ernte
von Yann Sola

Bewertet mit 4 Sternen

An der malerischen Cote Vermeille, wo andere Urlaub machen, führt Delikatessen-Händler und Kleinganove Perez ein beschauliches Leben. Doch das endet abrupt, als seine geliebte Tochter ihm verkündet einen Mann heiraten zu wollen, der so rein gar nicht nach Perez Geschmack ist. Zu allem Unglück entdeckt die Polizei in den Weinbergen seines Vaters einen toten Marokkaner, den Perez nur allzu gut kennt. Perez hat alle Hände voll zu tun, die Polizei vom Geheimnis seines berühmten Creus-Weins abzulenken, das in Verbindung mit dem Toten zu stehen scheint. Doch Perez wäre ein schlechter Freizeit-Detektiv, wenn er nicht selbst versucht den Fall zu lösen. Dabei kommt er den dubiösen Machenschaften eines regionalen Politikers des Front National auf die Spur und muss sich durch ein Gespinst von Lügen, Drogen, Flüchtlingen und einer familiären Tragödie kämpfen.

Ich bin ein großer Fan von Krimis mit Lokalkolorit und daher war ich besonders gespannt auf diesen Roman, da er doch in einer Region spielt, die ich bis dato noch nicht kannte. Ich war begeistert. Denn von der ersten Seite an, konnte ich mir die Landschaft der Cote Vermeille und die Menschen mit ihren Eigenarten sehr gut vor meinem inneren Auge vorstellen. Dem Autor gelingt es besonders mit Perez eine Figur zu schaffen, die durch einen doch sehr verschrobenen, teils auf seinen eigenen Vorteil bedachten Charakter auffällt. Auf der anderen Seite aber wieder ein sehr liebenswürdiger Freund und Familienmensch ist, dem man irgendwann nicht mehr böse sein kann – ja, ihn sogar mit einem Augenzwinkern liebgewinnt. Überhaupt hat mich der Charakter sehr an Miss Marple oder Hercule Poirot erinnert, wenn diese auch nicht durch kleinkriminelle Tätigkeiten aufgefallen sind. Nichts desto trotz entspinnt sich eine Geschichte, die schnell an Fahrt aufnimmt, und mit dem aktuellen Thema der Flüchtlingskrise und dem stärker werdenden Front National ein sehr aktuelles Thema in Frankreich aufgreift. Die polizeilichen Ermittlungen treten vor Perez eigenen Ermittlungen in einem Nachtclub in Perpignan oder in einem Flüchtlingsheim vollständig zurück. Was aber der Geschichte gut tut und den Leser eher auf Perez konzentrieren lässt. Allerdings wirkt sie dadurch auch etwas eindimensional. Insgesamt ist der Schreibstil sehr flüssig und locker. Am Anfang dauert es etwas, bis der Leser in der Geschichte ankommt, aber mit den Ermittlungen von Perez geht es zügig Schlag auf Schlag.
Ich werde bestimmt auch den ersten Romans des Autors lesen, zumal ich es liebe in dem Flair Südfrankreichs beim Lesen zu versinken. Mit dem vielschichtigen Charakter von Perez mit seinen Ecken und Kanten ist auf jeden Fall ein liebevoll gezeichneter Hobby-Ermittler vorhanden, der auch in Zukunft bestimmt den einen oder anderen spannenden Fall lösen wird.

Mein Fazit: Mit kleinen Abstrichen ein gut erzählter Krimi mit wunderbarem Lokalkolorit und einem kantigen Privatermittler. Ein Muss für Südfrankreich-Fans.