Rezension

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Das deutsche Äquivalent zu "Der Herr der Ringe"

Die Elfen - Bernhard Hennen

Die Elfen
von Bernhard Hennen

Bewertet mit 5 Sternen

Ja, ich weiß, sehr hochgestochen, aber in meinen Augen bringt es das auf den Punkt.

Bevor ich zum Inhalt komme, gebe ich einen kleinen Überblick über die Konzepte, auf denen Hennens Buch basiert, was das Verständnis des Inhalts einfacher für Laien macht, die das Buch noch nicht gelesen haben (weitestgehend nur Informationen aus Die Elfen, nicht aus den nachfolgenden Büchern)

Es gibt 3 Welten, auf denen sich das Buch abspielt: 

  • Albenmark, die Welt der von den Alben (gottähnliche Wesen) erschaffenen Völker, z.B. Elfen, Trolle, Kobolde, Kentauren etc.die Menschenwelt, wie der Name sagt, hier Leben die Menschen, allen Anschein nach geschaffen von den Devanthar (ebenfalls gottähnliche Wesen, allerdings mit anderen Fähigkeiten und Ansichten als die Alben)
  • die Zerbrochene Welt, augenscheinlich keine Heimat einer Rasse, im Krieg zwischen Alben und Devanthar zerstört, schweben nur noch Inseln aus Land in Nichts und Nebel
  • zwischen den Welten liegt das Nichts
  • die Welten sind verbunden durch Albenpfade, auf denen man innerhalb einer Welt aber auch in eine der anderen Welten reisen kann, indem man ein Tor an einem Albenstern genannten Kreuzungspunkt öffnet. Geht dieser Zauber schief, kann es passieren, dass man beim Beschreiten der Albenpfade in die Zukunft reist. Ein weiterer Punkt ist, dass Kreuzungen von sieben oder mehr Albenpfaden als sicher angesehen werden, alle "niederen" Albensterne benötigen größere Fähigkeiten zum sicheren Reisen.
  • die Seelen Albenkinder werden wieder geboren, solange sie ihre Bestimmung nicht gefunden haben. Erreichen sie diese, gehen sie ins Mondlicht, einer Art magischem Nirwarna, in dem sich Geschcihten zu Folge auch die Alben befinden.

So, zum Inhalt:

Im offensichtlichen Norden der Menschenwelt befindet sich Mandred Torgridson, ein rothaariger Fjordländer aus dem Dorf Firnstayn auf Jagd und trifft auf ein Wesen, halb Eber, halb Mann, dem er nicht gewachsen ist und ihn an den Rande des Todes bringt. In seiner Not "flieht" Mandred auf eine Klippe in einen Steinkreis, den die Fjordländer als magischen Ort ansehen. Dort wird er ohnmächtig und beim Erwachen befindet er sich geheilt in Albenmark, von deren Existenz er nicht einmal wusste. (Ja, der Steinkreis ist ein Albenstern, er wurde von einem beseelten Baum geöffnet, der die Anwesenheit des Menschen spürte). Mandred wird vor die Elfenkönigin Emerelle geführt und erbittet Unterstützung gegen den Manneber, die ihm tatsächlich gewährt wird, als Preis soll sein erstgeborender Sohn in Albenmark aufwachsen. Die Elfenjagd soll ausrücken. Zu dieser Jagd gehören auch die beiden Elfen Farodin und Nuramon, die um die Elfe und Zauberin Noroelle, die sich nicht für einen der beiden entscheiden kann, werben.

Zurück in der Menschenwelt beginnt die Jagd, doch scheitert sie desaströs, bis auf Nuramon, Farodin und Mandred sterben alle beteiligten und die drei werden vom Manneber, der sich inzwischen als letzter überlender Devanthar herausstellt, in eine Höhle eingeschlossen, in der die Zeit langsamer vergeht, als in der Außenwelt. Schließlich gelingt es, den Zauber zu brechen. Allerdings war der Devanthar in dieser Zeit nicht untätig, er hat in gestalt Nuramons Norelle verführt und ein Kind mit ihr gezeugt. Die Königin merkt allerdings, welch Erbe Noroelles Sohn in sich trägt und verlangt den Tod des Kindes. Noroelle widersetzt sich dem Willen Emerelles, bringt ihren Sohn in die Menschenwelt und legt ihn vor eine Haustür. In Albenmark wird sie dafür mit der Verbannung bestraft, sie muss auf ewig in der zerbrochenen Welt leben.

Als Faordin und Nuramon zurück in Albenmark (hier sind Jahrzehnte vergangen) herausfinden, was geschehen ist, steht in ihnen die feste Überzeugung, Noroelle wieder zu befreien, dafür nehmen sie das Angebot an, ihren Sohn zu töten. Mit ihrem menschlichen Kampfgefährten und einer handvoll Elfenstreiter machen sie sich in die Menschenwelt auf, um ihre Mission zu erfüllen. Sie müssen allerdings mit Entsetzen feststellen, dass der Mann, den sie töten sollen, ein Wunderheiler des (monotheistischen) Tjuredglaubens ist, der beim Einsatz seiner Fähigkeiten seiner Umgebung sämtliche Magie entzieht und damit das Lebenslicht von Albenkindern auslöscht, was erklärt, weshalb Emerelle ihn töten wollte. Da sich Guillaume den Folgen seiner prinzipiell guten Handlungen nicht bewusst ist und es auch gar nicht sein kann, beschließen Farodin und Nuramon, ihn zu schonen, jedoch werden sie von den Soldaten eines Menschenkönigs aufgehalten, dem Guillaume zuvor eine Heilung vorenthielt. Dabei wird er gefangen genommen und an eine Eiche gekettet verbrannt, während die Elfen und Mandred nichts unternehmen können.  Der König verbreitet aber die Geschichte, die Albenkinder hätten den Priester auf dem Gewissen, wodurch ein Hass auf die "Dämonen" geschürt wird.

In Albenmark berichten sie Emerelle und erfahren, dass es unmöglich ist, die Verbannung Noroelles auf zu heben, da sie dafür jedes einzelne Sandkorn eines zerbrochenen Stundenglas benötigten, um die Versiegelung des Albensterns auf dem Gefängnis von Noroelle aufzuheben.

So beginnt die eigentliche Geschichte, der Suche nach den Sandkörnern des Stundenglases, dabei gelangen die drei Kampfgefährten an die unterschiedlichsten Orte auf allen drei Welten, führen Krieg gegen den Tjuredorden, der es sich als Ziel gesetzt hat, Magie zu vernichten und die Welt dem Glauben zu unterwerfen, tragen eine Seelenfehde gegen den Trollkönig aus, treffen bekannte aus vorangegangen Leben ihrer Seelen wieder, machen den ein oder andren Zeitsprung und begegnen Orakeln, Bibliothekaren und ein ums andere Mal dem Devanthar höchst selbst.

Soweit zum Inhalt.

Warum ich denke, dass diese Werk mit dem Herrn der Ringe gleich zu setzen ist:
Hennen schafft es, die Welten lebendig werden zu lassen. Er verzichtet zwar auf Tolkiens wissenschaftlichen Detailreichtum, ein jedes Blatt zu beschreiben, aber stehts hat man die Umgebung, Gedanken, Personen und Zauber vor Augen. Auf die Sprachen verzichtet Hennen hier gänzlich, waren sie doch bei Tolkien der Motor der Handlung, aber die Tiefe der Welten wird dadurch nicht geschmälert. Ich sagte ja, Äquivalent, nicht gleich.

Ein weiterer guter Schachzug war, das Buch zu zweit zu schreiben: James A. Sullivan schrieb sämtliche Parts von Nuramon und Noroelle, wodruch sich hier auch stilistische Unterschiede in den Abschnitten zeigen, die den Charakteren noch mehr Tiefgang verleihen.

Dann die Welten an sich: Ist es ja schon eine Mammutaufgabe, sich eine Welt gescheit vorzustellen, geschieht das hier mit dreien. Eine jede Welt ist einzigartig, unterscheidet sich klar von den anderen und ist selbst nicht einheitlich, sondern bildest auch hier verhschiedene Gebiete, Kulturen oder sogar Religionen, z.B. das Fjordland im Norden der Menschenwelt, gleichzusetzen mit Skandinavien bei uns und Fargon, gleichzusetzen mit Mitteleuropa.

Und durch diese Welten rankt sich eine Liebesgeschichte über etwa eintausend Jahre, die nebenbei Kriege anzettel und Welten trennt. Grandios.

Ich gebe hier ganz klar 6 von 5 Sternen für eine wohlrecherchierte (der gute Bernhard Hennen hat selbst Schwertkampf erlernt und die vergangenen Kulturen studiert, um die Diversität auszuarbeten), fantasie- und niveauvolle Liebes-Kriegs-Abenteuer-Glaubens-Intrigen-Geschichte mit Höhen und Tiefen, bei der man einfach mitfiebern muss.

So. genug des Überschwangs. Ich empfehle des Weiteren jedes der nachfolgenden Bücher, da diese im Zeitraum der 1000 Jahre dieses Buches spielen, dieses Ergänzen und viel neuen Hintergrund und weitere tolle Storys und Einblicke liefern

Ausgenommen sei da die Drachenelfen-Reihe, die die "Antike" Albenmarks und die "Bronzezeit" der Menschenwelt erzählt.