Rezension

Das Ende hats dann noch rausgerissen

Kleinhirn an alle - Otto Waalkes

Kleinhirn an alle
von Otto Waalkes

Bewertet mit 3 Sternen

1991: Die Schalplatte meiner Mutter läuft in Dauerschleife. Susi Sorglos sitz Zuhause und föhnt ihr Haar.

1996: Meine beste Freundin und ich lachen Tränen während sie sagt  "Milz an Auge, ich sehe was was du nicht siehst!" und ich mir den Bauch halte während ich versuche zu antworten: 
"Auge an Milz, das glaubst du doch wohl selber nicht, du blinde Nuss."

2004: Schlimmer Winter. Meine beste Freundin und ich schauen zum Fenster raus: "8 Meter Schnee" - "Nebeneinander, Mensch"

2017: Geburtstagsgeschenk vom Freund: Otto treffen. 

Ich bin ein Otto Kind. Da komm ich nicht dran vorbei. Zu keinem Zeitpunkt meines Lebens konnte ich ihm entkommen. Zum Glück kam ich damit ganz gut zurecht, da ich wirklich ehrlich Spass an ihm habe, ja immer noch. Letzten Oktober durfte ich ihn dann auch endlich mal treffen. Ihr wollt gar nicht wissen wie viele versuche es dafür gab. Und weil Herrn Waalkes zu seinem 70. Geburtstag eine Biografie geschrieben hat, wird hier auch mal eine Ausnahme gemacht und Non-Fiction auf dem Blog vorgestellt. Ja, für meinen Otto unterbreche ich meine Liebesromane. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Bloggerportal, die es mir ermöglicht haben meinen Horizont mit diesem Buch zu erweitern. Da ich selten bis nie Biografien lese, wird es diesmal ziemlich interessant! Ich hoffe die Punkte auf die es mir hier ankam, sind auch welche die für euch von Interesse sind. 
Aber kommen wir mal lieber zum Buch: Was habe ich erwartet? Privates, sehr viel Privates. Ja, so eine bin ich. Zugegebenermassen habe ich mich bisher wenig für das Leben hinter dem Namen interessiert. Nun aber will ich hinter die Fassade der Figur Otto Waalkes sehen können, will den Menschen kennenlernen. Wieso sonst eine Biografie lesen?! Fotos, welche man nicht Googeln kann, sind auch immer was feines, finde ich. Persönlich wollte ich viel über seine Zeit in der Villa Kunterbunt, der WG mit unter anderem Udo Lindenberg, erfahren. Ob meine Erwartungen erfüllt wurden? 

 

@OttoWaalkes, der erste Schultag

"Ich liebte das Bad in der Menge- 
nur ertrinken darin wollte ich auch nicht." 
Otto der Ehemann, Otto der Vater, Otto der Entertainer. Vom ersten Kapitel an werden seine Witze eingebaut. Kenner seiner Sketche können teilweise ganz Passagen überspringen, oder aber wieder geniessen. Ich konnte beim lesen sein Gekicher regelrecht hören. Wer Interviews mit Otto kennt, weiss wie gerne er nicht auf das Gefragte antwortet und solange einfach irgendwas labbert, seine Texte runterspuhlt und fahrig wird, bis sein Gegenüber aufgibt. So fühlte sich auch das lesen dieses Buches an. Ein gespringe zwischen den Themen, mal wird was angeschnitten nur um dann aber wieder irgendwie auf die Zwerge zu kommen. 

Was er will wird klar: Schau auf das tolle, schau meien Erfolge. Die Zwerge sind bei mir kaum im Gedächnis, es war keines seiner Werke, die bei mir Eindruck gemacht hatten. Er versucht den Vergleich mit Bully's "Schuh des Manitu", und auch wenn das Quotentechnisch vielleicht stimmen kann, hat es für mich persönlich keinerlei Ebenwürdigkeit. Vielleicht weil der Film bei mir nie auf der Bildfläsche erschienen ist, war ich umso verwirrter über die Hartnäckigkeit die Herrn Waalkes hier an den Tag legt den Film ins rechte Licht zu rücken. Die Zwerge als seine persönliche Renaissance waren wohl wichtig für ihn. 

Desweiteren liest sich das Buch leider wie eine Aufzählung deutscher Fernsehgeschichte. Wer hofft privates aus Ottos Jugend zu erfahren darf gerne eine detaillierte Auflistung aller Filme und Serien und Schauspieler erleben die er wohl irgendwann mal gesehen hat. Auch während des Studiums und seiner Villa Kunterbund Zeit hat er wohl sehr viel TV geschaut. Denn beides, die Themen auf die ich mich gefreut hatten, wurden zwar erwähnt ( 1 mal ) aber nie genauer erklärt oder mit Anekdoten aufgelockert. Auf Anraten seines Bruders ging er zum Kunststudium. Fertig, mehr gibt es zu dem Studium nicht zu sagen. Nina Hagen zog kurz zu seiner WG, eine Info als Randnotiz für einen Beitrag zu den Zwergen. Erfrischend fand ich dafür den Bericht zu seiner ersten Scheidung und die Selbstreflektionen die dies mit sich führten. 

"Worin meine Begabung und meine Fähigkeiten liegen, habe ich mir natürlich auch irgendwann überlegt. Viel ist nicht dabei herausgekommen." 

Otto der Ehemann, der Vater? Da ich bisher nur eine handvoll Biografien gelesen habe, bin ich bei weitem wohl nicht im Stande zu urteilen in wie weit die Ottografie "gut" ist. Als "Fan" sind meine persönlichen Erwartungen aber leider nicht vollkommen erfüllt worden. Filmfans kommen auf ihre Kosten, Geschichtsfans des deutschen TV vielleicht auch. Wirklich persönlich wurde es mir leider zu wenig. Zurück bleibt ein halbes Bild einer Kunstfigur und eines Mannes der sein Image bewahren will. Auch irgendwo verständlich. 

"Solange noch ein Fan da ist, verlasse ich die Halle nicht."

PS: Fange niemals an, eine Rezension zu schreiben bevor nicht auch wirklich die allerletzte Seite gelesen wurde. Das Buch enthält einen Anhang, Filme die er vorschlägt, Regeln für zukünftige Comedians ( weshalb ich ursprünglich nicht weiter gelesen hatte, da für mich nicht von Interesse) und auch: Erklärungen. Jede meiner Kritikpunkte hat er vorrausgesehen und dadurch mehr oder minder beseitigt.