Rezension

Das Geheimnis des verlorenen Goldes

Die Gestirne
von Eleanor Catton

Ein monumentaler Historienroman, der den Leser mitten in die Zeit des australischen Goldrauschs katapultiert.

Alles beginnt mit einem Abend, an dem sich 13 Männer im Raucherzimmer eines Hotels treffen. In Rückblicken erzählt jeder von ihnen, was sie an diesem Abend dorthin geführt hat, und es zeigt sich, dass sie alle auf unterschiedlichste Art und Weise in einen Betrugsfall verwickelt sind. Auslöser ist der mysteriöse Tod eines allein lebenden Goldgräbers, in dessen Haus ein beträchtliches Vermögen gefunden wurde. Doch wem gehört dieses Gold? Schnell zeigt sich, dass die Hintergründe viel umfassender und weitläufiger sind, als es die Männer ahnen. Und so entspinnt sich ein regelrechter Kriminalfall um Gold, Liebe, Ehre und Betrug.

 

Die Autorin versteht es ganz hervorragend, die Zeit des Goldrausches in Australien wiederauferstehen zu lassen. Der Leser fühlt sich mittendrin, wandelt durch die Goldgräberstadt und beobachtet das Geschehen, als hätte er es selbst erlebt. Selbst die Sprache nimmt ihn mit auf eine Zeitreise, weil sie so authentisch anmutet. Es ist faszinierend, wie sich die Handlung nach und nach Aufbaut und klar wird, dass alle Figuren, alle Ereignisse in irgendeiner Weise miteinander verbunden sind. So als würde eine all übergreifende Macht die Geschehnisse in die ein oder andere Richtung treiben. Man mag es Schicksal nennen, aber keiner der Figuren kann der ihr vorbestimmten Rolle entgehen, sondern muss sich nach dem ihm vorgegebenen Charakter verhalten. Einen freien Willen gibt es hier nicht. Aber auch wenn alle Protagonisten so zu Spielfiguren auf einem Schachbrett werden, deren Position zueinander von einer höheren Macht geleitet wird, empfindet man dies vor dem Hintergrund der authentischen Erzählung keinesfalls so. Im Gegenteil nimmt der Leser seine ganz eigenen Position in diesem Kosmos ein und wird ähnlich wie die Figuren über das Schachbrett geschoben. Man darf hier keinen Pageturner erwarten, das ist aber auch gar nicht nötig. Im Gegenteil sollte man dieses Buch mit viel Genuss, Zeit und Ruhe lesen, um all seine Facetten richtig auskosten zu können.

 

Fazit: Ich schätze, dass man astrologische Kenntnisse haben muss, um die tiefergehenden Feinheiten des Romans zu erfassen. Das ist etwas schade, da ein Teil dieses Werks dem Unkundigen immer verschlossen bleiben wird, und kostet in der Bewertung einen Stern. Aber auch als Nicht-Astrologin habe diesen Ausflug in die Goldgräberstadt sehr genossen.