Rezension

Das Geheimnis eines Gemäldes

Das Geheimnis der Muse - Jessie Burton

Das Geheimnis der Muse
von Jessie Burton

Bewertet mit 4 Sternen

Der Roman „Das Geheimnis der Muse“ von Jessie Burton hat zwei Hauptpersonen, die, so unterschiedlich sie auch sind, durch zwei Dinge verbunden sind: Einmal sind sie Beide Künstlerinnen (Malerin und Schriftstellerin), die um ihren Durchbruch kämpfen und zweitens müssen sie beide mit den Widrigkeiten ihrer Zeit (London in den sechziger Jahren und Spanien 1936) und den Einstellungen ihrer Zeitgenossen klarkommen
Einmal ist da Olive, die mit ihren Eltern 1936 ins ländliche Spanien zieht und dort Therese und Isaac Robles kennen lernt. Olive ist, genau wie Isaac, Malerin und fühlt sich zu ihm hingezogen. Doch zu dieser Zeit traute man es Frauen nicht zu, Kunst schaffen zu können.
Die andere Hauptperson ist Odelle, die von Trinidad nach London gekommen ist und dort mit den Vorurteilen zu kämpfen hat. Bei ihrer Arbeit kommt sie in Kontakt mit einem Bild, dass Isaac Robles zugeschrieben wird, wobei ihre Vorgesetzte Quick seltsam auf dieses Gemälde reagiert.
Die Geschichten der beiden, die nach und nach ineinander verwoben werden, entwickeln sich langsam und die Beschreibungen und Handlungen sind unaufgeregt, aber auch etwas distanziert dargestellt, sodass der Zugang nicht ganz leicht fällt. Je länger man liest, desto mehr wird man von der Geschichte und von den Personen gefangen genommen. Zuletzt fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen, weil man endlich wissen will, wie alles zusammenhängt.
Die Zeitwechsel haben mir, im Nachhinein betrachtet, gut gefallen und sie haben dafür gesorgt, dass die Spannung lange aufrecht erhalten werden konnte, wobei ich beim Lesen manchmal etwas genervt war, weil mitten in einer Geschichte ein Bruch gemacht wird und mich als Leser leicht frustriert zurück ließ. Der Roman ist sehr schön formuliert und die Probleme, die darin behandelt werden – die Rolle als Frau, als Künstlerin in Spanien, die politische Lage Europas, Revolutionäre Gedanken in Spanien, die Vorurteile, mit denen die Einwanderer in den Sixties zu kämpfen hatten, sind gekonnt integriert und verwoben.
Obwohl Odelle in der ersten Person erzählt und über Olive in der dritten Person, war mit Olive etwas näher, sie und ihre Geschichte haben mich mehr berührt. Die Atmosphäre im Spanien der 30er Jahre fand ich etwas gelungener eingefangen. Olives Handlungen und Gedanken konnte ich oft auch nicht komplett nachvollziehen, aber sie war eine Kämpferin. Odelle strebt nach der Veröffentlichung einer ihrer Geschichten, braucht aber den Schubs ihrer Vorgesetzten Quick, um tatsächlich ihrem Ziel nahezukommen.