Rezension

Das Getränk der Aufklärung

Der Kaffeedieb - Tom Hillenbrand

Der Kaffeedieb
von Tom Hillenbrand

„Der Kaffeedieb“ von Tom Hillenbrand ist ein historischer Abenteuerroman, der sich im 17. Jahrhundert rund um den Raub von Kaffeepflanzen dreht. 
Obediah Chalon ist ein junger Händler und Spekulant, der viel in Kaffeehäusern verkehrt. Nach einem Betrug und einem Misserfolg an der Börse hat die Vereinigte Ostindische Compagnie gefälschte Wechsel von ihm und macht ihm ein riskantes Angebot. Er soll im jemenitischen Mocha Kaffeepflanzen stehlen. Dort würde ihm dafür die Todesstrafe drohen. Obediah beginnt mit einigen Weggefährten diese spektakuläre Reise ins osmanische Reich. 

Der Autor Tom Hillenbrand, geboren 1972, studierte Europapolitik und was Ressortleiter bei Spiegel Online. Seine Sachbücher, Romane und kulinarischen Krimis standen auf den Spiegel- und Zeit-Bestsellerlisten. 

Das Cover dieses gebundenen Buchs mit 470 Seiten ist dem historischen Titel angepasst. Ein gut gestalteter Schutzumschlag, ein Lesebändchen und historische Karten im Innenteil runden den guten Gesamteindruck ab. 
Der Schreibstil ist überwiegend flüssig. Die der damaligen Zeit angepasste Sprache und die entsprechend gewählten Begriffe unterbrachen meinen Lesefluss da ich im Glossar nachgelesen oder mich im Internet informiert habe. Die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe werden facettenreich dargestellt. Die Schauplätze reichen von Europa bis ins osmanische Reich. Die Atmosphäre Ende des 17. Jahrhunderts ist gut nachvollziehbar. Tom Hillenbrand hat die historischen Gegebenheiten gut recherchiert, allerdings waren mir die vielen geschichtlichen Details zu vielfältig. Teilweise zog sich die Geschichte dadurch etwas in die Länge. Hier wäre für mich weniger mehr gewesen. So stand das „Kaffeebohnen abluchsen“ oft nicht im Vordergrund. 
Die Charaktere der Hauptprotagonisten sind gut ausgearbeitet. Besonders der vielseitig interessierte Obediah mit seinen unterschiedlichen Fähigkeiten und Talenten ist gut dargestellt. Durch Wechsel der Erzählperspektive, abgedruckte Briefe und andere Einschübe werden die Zusammenhänge, auch zwischen einzelnen Personen, dargestellt. Dies war für mich nicht immer übersichtlich. 

Tom Hillenbrand hat in diese Geschichte viele historische Informationen und Detail eingearbeitet, das Abenteuer rund um den Kaffeediebstahl hat mich aber nicht in den Bann gezogen.