Rezension

"Das Glück ist ein Vogerl"

Auf sanften Schwingen kommt der Tod - Lena Avanzini

Auf sanften Schwingen kommt der Tod
von Lena Avanzini

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nach "Nie wieder sollst du lügen" tritt die Wiener Kommissarin Carla Bukowski erneut auf den Plan!
Gerade als in ihrem Privatleben alles gut zu laufen scheint, sieht sie sich erneut mit tragischen Vorfällen konfrontiert, die auf schwarzen Schwingen auf sie zu flattern und ihr buchstäblich den Boden unter den Füßen wegziehen.
"Das Glück ist ein Vogerl" heißt es im Klappentext - und genauso ist es! Carlas Lebensgefährte und zukünftiger Ehemann Leon fällt während seines Aufenthalts in einer Reha-Klinik einem Verbrechen zum Opfer!
Carla, obwohl am Boden zerstört, macht sich auf, seinen Mörder zu finden und gerät dabei in höchste Lebensgefahr. Denn rasch wird ihr klar, dass ihr Freund nicht das einzige Opfer ist.
Unerklärliches ereignet sich in der Klinik, Menschen sterben durch vermeintliche Unfälle oder Selbstmorde. Die Wahrheit aber bleibt zunächst verborgen.
Von Anfang an weiß der Leser jedoch mehr als Carla und ihre Kollegen, denn in die Handlung eingestreut sind immer wieder Tagebuchaufzeichnungen des Mörders, in denen er seine Verbrechen beschreibt. Und rasch wird dem Leser klar, dass er es hier mit einem sehr kranken Geist zu tun hat, der besessen ist von dem Gedanken, sich an seinen Opfern für vermeintliche oder tatsächliche Kränkungen rächen zu müssen. Erschreckende Abgründe tun sich auf!
Wird es Carla gelingen, den Mörder ausfindig zu machen und zu überführen? Wird sie den Wettlauf mit der Zeit und - gegen ihren eigenen Tod gewinnen?

Lena Avanzini beschreibt diese Mörderjagd in ihrem - recht umfangreichen - Kriminalroman sehr spannend und eindringlich.
Dabei gibt sie aber auch immer aufs Neue Einblicke in den oft banalen Alltag der Polizei und deren häufig erfolglose Ermittlungen.
Ihre glaubwürdigen Figuren sind allesamt keine Helden sondern ganz normale Menschen mit ebenso normalen Problemen und Zweifeln, und zum Glück gelegentlich auch mal erfrischend schrullig oder extravagant
,
Die Autorin versteht es meisterhaft, Charaktere zu zeichnen, sich in deren oft komplexe Gedankenwelt einzufühlen.
Dabei ist ihr Schreibstil klar, schnörkellos, direkt, gelegentlich mit spezifisch österreichischen Ausdrücken garniert, die dem Krimi zusätzliche Autentizität verleihen.
Und obwohl sie nicht mit leichter, eingängiger Kost aufwartet, dem Leser einiges zumutet und gewiss kein LeseVergnügen im eigentlichen Wortsinn beschert, so fesselt sie ihn doch bis zum Ende, bis zur Auflösung, die schließlich, dank klug gelegter Fährten kaum mehr überrascht, aber dennoch schockiert und betreten macht.
Genauso eben, wie es bei einem guten, hier sogar einem hervorragenden Kriminalroman sein sollte!