Rezension

Das Gottie H. Oppenheimer-Prinzip und der Apfelbaum.

Ein bisschen wie Unendlichkeit - Harriet Reuter Hapgood

Ein bisschen wie Unendlichkeit
von Harriet Reuter Hapgood

Meine Meinung

Ich habe mich spontan in dieses wunderschöne Cover verliebt. Auf dem Foto sieht es nicht ganz so schön aus, wie es in Wirklichkeit ist.
Nicht nur das Cover ist schön. Auch die Geschichte ist einfach nur wunderbar. Mathematik und Physik sind ja nicht so mein Ding. Bei Gottie (Margot) Oppenheimer,  dreht sich jedoch alles darum. Da kommen wir jetzt auch schon zu dem einzigen Kritikpunkt,  den ich habe. Stellenweise haben mich Gotties Berechnungen genervt. Das intelligente Mädchen hat mich damit manchmal ganz schön durcheinander gebracht. Das dürfte für Leser, die Mathematik lieben,  jedoch kein Problem sein.

Gottie hat ihre Mutter nie kennengelernt, da diese kurz nach der Geburt gestorben ist. Der Tod von ihrem Großvater hat sie in ein dunkles Loch gestoßen. Mit mathematischen Formeln ist sie bestens vertraut. Ihre Trauer überfordert sie jedoch maßlos. Ihr verrückter Großvater Grey war wie ein Vater für sie. Er konnte ihre Leidenschaft für das Universum und Mathematik verstehen. Wäsche schmiss er zum Trocknen auf den Apfelbaum im Garten.

Unglücklich verliebt zieht sich Gottie immer mehr zurück. Keiner versteht ihre Trauer. Die beste Freundin Sof wird ihr auch von Tag zu Tag fremder. Keiner weiß um ihre heimliche Liebe zu einem Jungen, der sie in ihrer schlimmsten Zeit im Stich gelassen hat.
Als ihr bester Freund Thomas von Kanada nach England zurückkehrt, empfindet Gottie wieder mehr Freude am Leben. Sie sieht die Sterne wieder leuchten. Mit Thomas verbringt sie wieder Zeit, auf dem heißgeliebten Apfelbaum.

Gottie war mir auf Anhieb sehr sympathisch. Ihre Trauer um den Großvater hat ihr Leben zu einem dunklen Loch werden lassen. Ein Wurmloch, welches sie immer öfter in die Vergangenheit katapultiert hat. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sie den Verstand verliert. Die Vermutung lag auch für mich nahe. Die hübsche 17 jährige verfügt trotz Trauer, über eine große Portion Humor. Den braucht sie aber auch, bei der skurrilen Familie. Sie ist der Meinung, die einzige Vernünftige im Hause Oppenheimer zu sein.
Die Familie Oppenheimer ist liebenswert und total verrückt. Ihr Bruder Ned spielt in der Band Finger Food. Ihr Vater ist ein liebevoller Mensch, der jedoch in seinem eigenen Universum zu leben scheint. Er arbeitet in der Bücherscheune, die Greys ganzer Stolz war. In dem Antiquariat fühlt sich auch Gottie wohl. 

Fazit

Das Universum und seine zahlreichen Geheimnisse hauchen dem Roman eine eigentümliche Romantik ein. Eine Familie, bei der jeder für sich versucht, mit der Trauer umzugehen.
Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. War Teil des Universums, das Gottie in ihrer Geschichte erschaffen hat. Wollte wissen, was es mit dem Wurmloch auf sich hat. War jedesmal gespannt, in welchem Jahr sie gelandet ist. 
Der Schreibstil mutet poetisch an. Es wird aus der Sicht von Gottie erzählt. 
Das Meer, Sternenhimmel und ein Apfelbaum. Menschen mit Erkennungswert. 
Ich verzeihe Gottie ihre mathematischen Berechnungen. Alles andere in dem Buch war einfach nur schön. Ein Tagebuch von Grey bringt Spannung in die Story.

Das Gottie H. Oppenheimer-Prinzip habe ich nicht ganz verstanden. Und irgendwie doch.
Die Berechnung des Weltschmerzes ... ich wusste gar nicht, dass es das gibt.
Aber eins weiß ich. "Ein bisschen wie Unendlichkeit" ist eins der schönsten Jugendbücher, die ich je gelesen habe.  Ein warmer Sommerregen und eine Portion Eis. Dazu eine zarte Liebe.  Das macht jedes Universum zu etwas Besonderen.
Ob mir das Ende gefallen hat? Muss ich erst noch berechnen .... :-))))

Danke Harriet Reuter Hapgood