Rezension

Das größere Ganze

Das Wesen der Steine - Peggy Langhans

Das Wesen der Steine
von Peggy Langhans

Bewertet mit 4 Sternen

Wintersonnenwende. Barbara hat vier Freunde zu sich in ihr Haus an der französischen Mittelmeerküste eingeladen. Dieses Treffen wird alle verändern.

Die Atmosphäre ist wie geschaffen für diesen Abend. Das Feuer im Kamin verbreitet eine angenehme Wärme, der Wein ist bereitgestellt, die Gäste haben es sich gemütlich gemacht. Barbara hat einen Wunsch: sie bittet jeden, eine Geschichte zu erzählen.

Thierry, ein Fischer aus dem Ort, beginnt. Er erzählt die Geschichte von Shashi und Ana, die vor ca. 7000 Jahren in Labrador lebten. Marions (ihre Freundin aus der Studentenzeit) Geschichte hat in Ägypten um 1300 v. Chr. ihren Ursprung. Jean, Barbaras Verleger, sträubt sich. Er erzähle keine Geschichten, er verkaufe sie. Schließlich lenkt er ein und erzählt von Liam und Don, von Schottland und Frankreich und von den Kriegsjahren 1940 – 1945. Annika, Barbara hat sie erst vor kurzer Zeit in Berlin kennen gelernt, kommt eine besondere Bedeutung an diesem Abend zu. Auch wenn die Geschichten auf den ersten Blick unterschiedlich sind, sind sie in den wesentlichen Punkten identisch. Annika fügt die Geschichten zusammen und verdeutlicht die Quintessenz.

Was machen die Geschichten aus? Das Wesentliche der Geschichten ist die göttliche Verbundenheit und die Einheit von Körper, Geist und Seele, bei der der Tod nicht das Ende, sondern nur eine Wandlung von einem Zustand in den anderen ist. Und das Aufheben der Polarität – ein Leben ohne innere Begrenzungen und ohne Maßstäbe. Auch das Vertrauen darin, dass in der Einheit alles einen Sinn ergibt.

Als Leser konnte ich Barbaras Schmerz spüren beim Erkennen, wie sehr sie in der Zivilisation verloren gegangen ist und nun schmerzlich den Unterschied zwischen Existieren und Leben begreift. Und auch Jeans Angst vor der Liebe sehen, weil er seinen Verstand über sein Herz stellt, sich an der Oberfläche bewegt. Und auch sinnbildlich den unermüdlichen Kampf eines jeden gegen sich, um nicht auf sein Selbst zurückgeworfen zu werden.

Ich fand die Geschichten wundervoll. Ich konnte aus verschiedenen Jahrtausenden Menschen begegnen, die im Einklang mit dem Natürlichen lebten und die ein allumfassendes Wissen und Vertrauen in die Liebe und die Verbundenheit hatten. Und ich konnte sehr sympathische Protagonisten kennen lernen, die sich durch den Austausch über die Geschichten innerlich wandelten, bis hin zur Befreiung aus ihren selbst auf erlegten Beschränkungen.

Das Befreiungsringen von Barbara und Annika fand auf der spirituellen Ebene statt. Es war sehr einfühlsam geschildert, mir war diese Entwicklung jedoch etwas zu metaphysisch.

Die Gedanken und Erkenntnisse über das Wesentliche finde ich eine Bereicherung für ein erfülltes Leben.