Rezension

Das Highlight unter den Handlettering-Büchern

Handbuch Handlettering - Chris Campe

Handbuch Handlettering
von Chris Campe

Bewertet mit 5 Sternen

Handlettering ist im Trend - auf Postkarten, Kreidetafeln und Verpackungen oder als dekorative Wohnaccessoires. Das Schöne am Lettering: Man kann machen, was man will. Das ist sogar genau das, was Lettering ausmacht: «Hauptsache, es sieht gut aus!»

Damit die Schriftzüge gut aussehen, vermittelt Chris Campe im ersten Teil des Buches die Grundlagen und i-Tüpfelchen der Schriftgestaltung. Danach kann es losgehen mit Pinselstiften (Brush Lettering) und dem Entwerfen illustrativer Schriften. Übungen geben Impulse und Beispielgalerien zeigen inspirierende Möglichkeiten. Zum Abschluss erklärt die Autorin, wie man die handgezeichneten Buchstaben digitalisiert.

Die Autorin:

Chris Campe ist gelernte Buchhändlerin und hat Kommunikationsdesign und Kulturwissenschaften studiert. Seit 2014 ist sie mit ihrem Büro "All Things Letters" auf Typografie und Handlettering spezialisiert und gestaltet alles mit Buchstaben: Buchumschläge, Illustrationen, Logos, Verpackungen oder Schaufenster. (Quelle: Haupt Verlag)

Reflektionen:

Bei dieser Rezension frage ich mich, wie soll ich euch Lesern dieses bedeutsame must have am besten ans Herz legen, damit ihr nachvollziehen könnt, dass dieses Buch über Handlettering, alles Fachliche und bisher von mir Gelesene, bei weitem übertrifft?

Fangen wir so an:

Wer dem aus Amerika überschwappenden Trend Handlettering ein wenig folgen möchte, ab und an ein paar Alphabete abpausen möchte und diverse Letterings aus dem Netz nachahmen möchte, für den ist dieses Buch nichts.

Wer aber Handlettering zu seinem Hobby erklären möchte, wer Handlettering wirklich erlernen will, wer seinen eigenen Stil entdecken und entwickeln möchte und, wer bereit ist dafür zu lernen und zu üben, ja für den ist dieses Buch von Autorin Chris Campe ein wertvoller Schatz.

Dieses Buch weist mit vielen Inhalten und Themenschwerpunkten kaum Ähnlichkeiten mit den modern in Szene gesetzten Handlettering Büchern auf, die alle ähnlich aufgemacht und gestylt sind und inhaltlich kaum Neues beziehungsweise Tiefgründiges zu bieten haben.

Das hochpreisige, schnörkellos und erfrischend formulierte und anmutig schlicht aufgemachte Buch, widmet sich inhaltlich ganz dem Titel, nämlich:

 „Eigene“ Buchstaben & illustrative Schrift gestalten.

Dafür bedarf es allerdings einer bewussten Sichtweise auf Buchstaben, ihrer Geschichte und ihrer Formen und Köper, um Handlettering fundiert erlernen zu können. Ob Anfänger oder Profi, dieses Buch lenkt den Blick des Lesers in eine wissende und kritische Betrachtung und Richtung, von der man ausgehend gut gerüstet Letterings kunstvoll gestalten kann. Mit diesem ausführlichen und hoch interessanten Werk ist man in der glücklichen Lage Unebenheiten auf einer Zeichnung zu entdecken, die das Auge beim Anblick eines Letterings als störend diagnostizieren würde und versteht warum. Auch wenn Letterings keinerlei Regeln unterliegen, so gibt es dennoch ein Grundwissen, dass sich nach und nach festigt, wenn man sich die Erläuterungen der gelernten Buchhändlerin Chris Campes zu Herzen nimmt und vor allen Dingen übt.

Chris Campe hat Kommunikationsdesign studiert und so erklärt es sich, dass sie analytisch und tief im Detail genau erläutert. Jede noch so kleine Linie eines jeden Buchstabens wird beleuchtet, ergründet und das Bild des persönlichen Wissens über Buchstaben und Schrift wird angenehm vollständig. Mit diesem Buch hat man nicht nur die Chance das künstlerische Handlettering fachlich sicher zu erlernen, sondern man erweitert auch seinen wissensdurstigen Horizont zum Thema Handlettering auch dahingehend, dass man Buchstaben plötzlich bewusst und ja, ganz anders wahrnimmt.

Besonders bedeutsam ist auch die Interpretation von anmutenden Stilen und des jeweiligen Ausdrucks, die man mit seinen Letterings erreichen möchte, denn Handlettering ist eine Form illustrativer Kommunikation. Die Autorin vermittelt mit ihrem fundierten Knowhow, welche Schriften wie wirken und begründet nachvollziehbar verständlich.

157 mit fachlicher Kompetenz gefüllte Seiten vermitteln nicht nur Wissen, sie leiten auch fundiert an. Intensive Lernmöglichkeiten begleiten und versorgen den Leser 21 Tage lang mit Übungen.

In diesem Buch findet man bewusst entschieden kein Alphabet zum abpausen, sondern zahlreiche Praxisbeispiele, die unter anderem den Blick schulen.

Neben einer ausführlichen Einleitung und den genau erklärten Grundlagen findet man auch eine gut erläuterte Materialkunde, aber was dieses Buch so wertvoll macht sind intensive Betrachtungen von folgenden Themenschwerpunkten:

Einleitung – Ein a ist ein a ist ein a

Kapitel 1:

Lettering: Begriffe, Geschichte, Werkzeuge – dieses Kapitel beantwortet die häufigsten Fragen

Einleitung: Was ist was?

Inspiration: Siehste?

Material & Werkzeuge: Pinsel, Schere, Papier

Kapitel 2:

Grundlagen – Damit Lettering am Ende gut aussieht, sollte man am Anfang typografische Basics lernen.

Buchstabenanatomie – Hand und Fuß

Buchstabenstruktur – Haut und Knochen

Parameter - Körperbaukasten

Dekoration – Die i-Tüpfelchen

Optischer Ausgleich – Nach Auge

Abstände & Ligaturen – Pi mal Daumen

Zierlinien – Go with the flow

Layout & Komposition – Bitte Platz nehmen

Schriftklassen - Styleguide

Schriftanmutung – Yeeehaw!

Kapitel 3:

Brushlettering – Kalligrafie ist die beste Basis für Lettering, eine verbundene Pinselschrift dient als Einstieg.

Intro – Schöner Schreiben

Werkzeuge & Handhabung - Handwerk

Grundstriche – Und eins und zwei

Buchstabengruppen – Strich für Strich

Alphabetvorlagen – A bis Z

Verbindungen – Hand in Hand

Häufige Fehler - Troubleshooting

Übung Ausdruck - Freihand

Übung Layout – All meine Freunde

Übung Komposition – Guter Rat

Übungsplan – 21 days to build a habit

Motivationstipps – Üben, üben, üben

Galerie - Brushpen Lettering

Kapitel 4:

Illustrative Schrift – Schritt für Schritt von der ersten Skizze bis zur Reinzeichnung eines Lettering-Entwurfs

Ideenfindung – Was fällt Ihnen ein?

Skizzieren – Denken mit der Hand

Zeichentechnik – Zack, Zack, Zickzack

Entwurfprozess - Vielschichtig

Selbstkritik – Soll das so?

Häufige Fehler - Troubleshooting

Reinzeichnung - Zielgerade

Übung Variationen - Hellbox

Übung Komposition – Uhhhh, Shopping

Praxisbeispiel – Mahlzeit!

Galerie – Illustrative Schrift

Kapitel 5:

Digitalisieren – Vom analogen zum digitalen Lettering: die digitale Bearbeitung analoger Zeichnungen

Intro - Werkzeugkasten

Scannen – Punkt, Punkt, Punkt

Pixelbilder – Pixel schubsen

Automatisch vektorisieren - Autopilot

Bézierkurven - Rumkurven

Manuell vektorisieren – Pfade finden

Übung Logoschriftzug – Signature Style

Anhang

Wer, wie, was? Bücher und Websites weisen den weiteren Weg, der Index listet alles noch einmal alphabetisch auf.

Quellen – Wie weiter?

Index – Wo steht das geschrieben

About

Grundlinienraster

Diese Themen sind jeweils sehr! ausführlich und genau beschrieben. Anschauliche Beispiele intensivieren das Verständnis und Fachwissen für diese Kunst.

Man darf Chris Campes Handlettering Buch bitte nicht mit denen vergleichen, die jeweils nur drei Sätze zum Thema schreiben, Schmuckelemente und Alphabete zum abpausen anbieten und mit Leerseiten ihre Bücher füllen.

Dieses Buch ist Handlettering Kompetenz mit erdenklich vielschichtigen Facetten. Wer dieses Buch liest, wird begeistert sein.

Chris Campes Buch wird mich noch sehr lange begleiten. Es wird neben mir liegen, wenn ich lernen möchte, es wird neben mir liegen, wenn ich üben möchte und es wird auch neben mir liegen, wenn ich selbstkritisch meine Letterings betrachte. Eines Tages wird es entgegen meiner Lesegewohnheiten Gebrauchsspuren aufweisen, aber auch dann noch sage ich Danke Chris Campe, für diesen grandiosen Einblick in die Kunst des Handletterings und die zahlreichen und vielfältigen Inspirationen.

Buchrezensionen sollte man nicht mit emotionalen Superlativen anreichern, aber ich muss meine Begeisterung für dieses Buch auf diese Weise hinausschreiben, damit euch dieses Buch auf keinen Fall entgehen kann.

Wenn ihr Fragen zu diesem Buch habt, dann schreibt mir gern.

Fazit und Bewertung:

Wer dem aus Amerika überschwappenden Trend Handlettering ein wenig folgen möchte, ab und an ein paar Alphabete abpausen möchte und diverse Letterings aus dem Netz nachahmen möchte, für den ist dieses Buch nichts.

Wer aber Handlettering zu seinem Hobby erklären möchte, wer Handlettering wirklich erlernen will, wer seinen eigenen Stil entdecken und entwickeln möchte und, wer bereit ist dafür zu lernen und zu üben, ja für den ist dieses Buch von Autorin Chris Campe ein wertvoller Schatz.

Leseempfehlung!

©nisnis-buecherliebe