Rezension

Das Hohelied der Freundschaft

Als wir unbesiegbar waren - Alice Adams

Als wir unbesiegbar waren
von Alice Adams

Bewertet mit 4 Sternen

“Als wir unbesiegbar waren“ ("Invincible Summer") ist der Debütroman von Alice Adams. Die Handlung setzt im Sommer 1995 ein, als die Freunde Eva, Benedict und Sylvie ihr erstes Studienjahr in Bristol beendet haben. Eva studiert wie Benedict Physik, die talentierte Zeichnerin Sylvie will Künstlerin werden. Zu der Gruppe gehört auch Sylvies Bruder Lucien, der nicht studiert, sondern als Party Promoter und mit dubiosen Geschäften seinen Lebensunterhalt verdient. Zwei Jahre später trennen sich ihre Wege vorläufig. Benedict wird auf seinem Spezialgebiet Teilchenphysik promovieren, Eva wird Bankerin bei Morton Brothers in den Docklands. Im Jahr 2000 wandern die Vier noch einmal zusammen auf dem Pilgerpfad nach Santiago de Compostela. Ansonsten lebt jeder sein Leben, ohne dass der Kontakt  abreißt.
Der Roman zeichnet 20 Jahre im Leben der Freunde nach (1995-2015) und zeigt dabei, wie Träume zerplatzen, Pläne scheitern. Jeder und jede von ihnen erlebt berufliche Fehlschläge und das  Scheitern von Beziehungen. Nach den hohen Erwartungen kommt für alle der tiefe Fall, aber ihre Freundschaft überlebt alle Krisen. In der schlimmsten Not sind sie füreinander da. Für den gerührten Leser wird so deutlich: Freundschaft, Liebe und Loyalität sind das Wichtigste im Leben.
Eva ist in diesem Roman die Protagonistin. Sie ist jahrelang in den Womanizer Lucien verliebt. Benedict hingegen liebt Eva lange Zeit ohne Hoffnung, ist in den entscheidenden Momenten nicht in der Lage, ihr seine Gefühle zu offenbaren. Die Figur der Eva basiert im Übrigen auf den Erfahrungen der Autorin, die ebenfalls zeitweise in der City tätig war. Diese Tatsache erklärt das Fachchinesisch einzelner Passagen, z.B. S. 130: “Ein Kind zu bekommen war, als würde man mit Menschheits-Futures  long gehen, mit einer Position, die man ständig überwachen musste und weder hedgen noch gleichstellen konnte.“  Alles klar?
Ansonsten ist “Als wir unbesiegbar waren“  ein schöner, gut lesbarer Roman, nicht unkonventionell oder innovativ, dafür gefühlvoll ohne Kitsch, mit einem Schluss, der Hoffnung vermittelt. Durchaus empfehlenswert.