Rezension

Das kann John Niven besser

Das Gebot der Rache - John Niven

Das Gebot der Rache
von John Niven

Bewertet mit 2 Sternen

Donald lebt mit seiner Frau Sammy und dem gemeinsamen Sohn Walt in den weiten Kanadas. Während sie den elterlichen Verlag übernommen hat und eine Zeitung publiziert, schreibt Donnie hin und wieder Filmkritiken, kümmert sich um Walt und ist immer wieder überrascht, wie unfassbar sich sein Leben entwickelt hat. Denn früher war Donald ein echter Bösewicht: „Wir stopften alte Lappen in die Flaschen, warfen sie gegen die Wand der Kirche und sahen zu, wie die Flammen den weißen Rauputz hinaufleckten. Die Brandspuren waren noch Jahre danach zu sehen. Sie waren unser Werk. Ich warf den Frosch von der Überführung auf den Wagen darunter. Ich übte das Luftgewehrschießen an dem Jungen auf dem Rad. Ich versenkte die Schuhe des kleinen Mädchens im Teich. Ich bat die Frau in der Frittenbude um einen Blick zwischen ihre Beine. Ich sagte dem Lehrer, er solle sich verpissen. Und als ich diese Dinge tat, als ich hörte, wie die Jungs lachten und applaudierten, da spürte ich, dass sie mich akzeptierten. Ich spürte die Zuneigung in ihrem Blick. Ja, ich spürte ihre Liebe.“ Und der Gruppendynamik folgend führte ihn sein Weg direkt in den Knast. In Schottland – zumindest damals – bereits mit 12 (!) strafmündig, hat er sieben Jahre Zeit zum Nachdenken, um dann mit einer neuen Identität ein neues Leben zu beginnen. So viel Glück hatte das Opfer, das ihm und seinen Freunden in die Hände fiel nicht. Als Herby, der Hund der Familie, aufgeschlitzt im Schnee liegt, hat ihn die Vergangenheit schon fast eingeholt.

John Niven trifft sicher mit seinem Stil den Nerv vieler Leser. Mich hat es im letzten Jahr auch erwischt, umso gespannter war ich auf dieses Buch. Die ersten zwei Drittel des Romans waren schon fast ein bisschen langatmig. Kanada, Schnee, Weite, Glück, wieder Schnee, nette Nachbarin, lieber Sohn, tolle Frau, reiche Schwiegereltern. Thriller? Ja, aber wirklich erst auf den letzten hundert Seiten. Dann knallt es richtig und vor Action überschlägt sich die ganze Handlung fast. Leider war auf Grund der übersichtlichen Zahl der handelnden Personen absehbar, wer der Täter sein würde. An ein paar Stellen war es dann auch nicht ganz glaubwürdig. Der/die/das wütende Killer(in) – da will ich nichts verraten – steht es lichterloh in Flammen, löscht sich dann im Schnee, verbindet sich die Brandwunden und scheinbar immer noch unbesiegbar geht es weiter? Da war es wirklich zu dick aufgetragen. Kann man lesen, muss man aber auch nicht unbedingt. ;-)