Rezension

"Das Krähenmädchen" von Erik Axl Sund

Krähenmädchen - Erik Axl Sund

Krähenmädchen
von Erik Axl Sund

Bewertet mit 2 Sternen

Wie viel Schreckliches kann ein Mensch verkraften, eher er selbst zum Monster wird?
Stockholm. Ein Junge wird tot in einem Park gefunden. Sein Körper zeigt Zeichen schwersten Missbrauchs. Und es bleibt nicht bei der einen Leiche ... Auf der Suche nach dem Täter bittet Kommissarin Jeanette Kihlberg die Psychologin Sofia Zetterlund um Hilfe, bei der eines der Opfer in Therapie war. Ihr Spezialgebiet sind Menschen mit multiplen Persönlichkeiten. Eine andere Patientin Sofias ist Victoria Bergman, die unter einem schweren Trauma leidet. Sofia lässt der Gedanke nicht los, bei ihr irgendetwas übersehen zu haben. Schließlich müssen sich Jeanette und Sofia fragen: Wie viel Leid kann ein Mensch verkraften, eher er selbst zum Monster wird?

NEUE KRIMISENSATION AUS SCHWEDEN?

Das skandalträchtigste Buch des Jahres 2014?? Definitiv Krähenmädchen vom Autoren-Duo Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist. Die einen haben die Trilogie verschlungen, die anderen finden das Buch einfach nur abstoßend. Und es kann auch nicht anders sein, denn die Autoren thematisieren Kindermissbrauch und seine Folgen, ein Thema, bei dem die einen sagen "gut umgesetzt" und die anderen einfach nur noch Ekel empfinden.

Die Reihe hebt sich schon allein von ihrer Art her von seinen Konkurrenten ab. Trilogien, die in schneller Abfolge hintereinander veröffentlicht werden, gibt es mittlerweise in vielen Genres, aber weniger im Krimi- und Thrillergenre. Ob ich aber nach dem Zuklappen des ersten Teils direkt Lust auf den nächsten hatte? Seht selbst...

EIN MÖRDER, DER KLEINE JUNGEN KASTRIERT

Die Geschichte ist grausam. Der Mörder schnappt sich nur Jungen, die keiner vermisst und quält sie auf brutalste Art und Weise, bevor er ihnen das Leben nimmt und sie auf der Straße abläd. Jeanette Kihlberg, Kommissarin und Sophie Zetterlund, Psychologin versuchen die Morde aufzuklären und der Blutspur ein Ende zu setzen. Doch beide Frauen kämpfen auch mit ihren eigenen Dämonen. Während Jeanette noch mit der recht banalen Sache einer Trennung von ihrem Mann klar kommen muss, liegt die Sache bei Sophia anders, denn eigentlich müsste sie selbst ihre beste Patientin sein.

Totel fixiert auf ihre Patientin Victoria Bergman, entgleitet Sophia langsam die Kontrolle über ihr Leben. In jeder freien Minute hört sie sich Tonbandaufnahme von Sitzungen mit ihr an. Victoria wurde als Mädchen von ihrem Vater sexuell missbraucht und leidet seither noch immer an den Nachwirkungen.

GUTE IDEE, MISERABLE UMSETZUNG

Es ist schwer, den Inhalt irgendwie zu beschreiben, ohne zuviel zu verraten. Doch meiner Ansicht nach ist das auch gar nicht schlimm, denn ich mochte das Buch nicht, weil mir der Plot zu brutal war. Es machte den Anschein, als wollten die Autoren vor allem die Charaktere in den Mittelpunkt stellen. Über lange Passagen hinweg spielt die Mordserien überhaupt keine Rolle, doch man springt von Protagonist zu Protagonist, von Ort zu Ort, von Situation zu Situation. Das machte es mir unmöglich, irgendwelche Gefühle für die Frauen zu entwickeln. Wie sollte ich da wirklich Mitleid entwickeln?

Und das, obwohl vor allem Sophia Zetterlund/ Victoria Bergman ein ganz übles Schicksal abbekommen hat. Doch obwohl da durchaus gute Ansatzpunkte zu finden waren, drängte sich mir immer wieder der Gedanke auf, dass die Autoren nicht recht Hand in Hand gearbeitet haben. Zuviele Punkte, die untergebracht werden sollten, standen einer homogenen Handlung einfach entgegen. Ob man merkt, dass hier mehr als ein Koch den Brei gekocht hat? Definitiv ja...

WENN ZWEI AUTOREN ZUVIEL WOLLEN

Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist hatten gute Absichten, als sie mit einem spannenden Thriller auf das Thema Kindesmissbrauch aufmerksam machen wollten, doch sie standen sich dabei selbst im Weg. Sie wollten zuviel auf einmal. Ihre Art und Weise, die Geschichte zu erzählen, lässt dem Leser keine Zeit zum Luftholen, Nachdenken oder um Gefühle zu entwickeln. Selbst mit einem Cliffhanger am Ende des Buches, konnte mich die Trilogie nicht wirklich reizen, sofort zu Teil 2 greifen zu wollen.