Rezension

Das Leben als Spiel

Die Intrige von Venedig - Claire North

Die Intrige von Venedig
von Claire North

Bewertet mit 3 Sternen

Das ganze Leben ist ein Spiel und wir sind nur die Kandidaten… wurde schon an anderer Stelle festgestellt. Darum geht es in dieser Novelle.

Im Venedig des 16. Jahrhunderts wird die junge Thene in die Ränke der führenden Politiker verstrickt. Es geht um Macht, Geld und Ansehen, wahre Führungsqualitäten sind schon lange nicht mehr erforderlich. Das Leben im Venedig der Renaissance ist dekadent, wer es sich leisten kann, besucht Spielhäuser. Und wer besonders begabt ist, wird, so wie Thene, in die oberen Regionen eines Spielhauses eingeladen, wo man sich ganz anders beweisen kann. Hier wird um Menschenleben gespielt.

Ich bin ein großer Fan von Claire North. Ich liebe ihren ausgefeilten Erzählstil, ihren süffisanten Humor und ihre unglaublichen Ideen. Deshalb war ich sehr erstaunt, dass mich diese Geschichte nicht ganz erreicht hat.
Natürlich bietet dieses Thema jede Menge spitzfindige philosophische Ansatzpunkte. Trotzdem hat man das Gefühl: Schöne Idee, aber neu ist sie nicht. Auch bleibt Thene als Figur durch und durch schemenhaft. Sie ist klug, sie ist nonchalant, aber sonst ist sie nichts, steht über den Dingen und gleitet problemlos durch das Geschehen. Ein paar Emotionen hätten ihr gut zu Gesicht gestanden, aber vielleicht sind die ja auch nur hinderlich, beim großen Spiel um die Macht.

Dies ist der erste Teil einer Trilogie, der erfreulich abgeschlossen ist. Man kann ihn gut hören, Stefan Kaminski liest gewohnt grandios. Es lockt mich aber auch nichts, mir die weiteren Teile zu kaufen. Ich warte lieber auf das neue Buch der Autorin im Oktober!