Rezension

Das Leben der Alma Mahler

Die Muse von Wien - Caroline Bernard

Die Muse von Wien
von Caroline Bernard

Bewertet mit 5 Sternen

Anfang des 20. Jh. Wien. Als Tochter des bekannten Malers Emil Jakob Schindler in einer wohlhabenden Wiener Familie aufgewachsen, ist die 20-jährige Alma Schindler schon in jungen Jahren eine begehrte Frau, da niemand ihrer Schönheit wiederstehen kann. Aber Alma ist auch künstlerisch begabt, liebt die Musik und komponiert selbst. Sie träumt davon, durch ihr eigenes Werk berühmt zu werden. Durch die Kontakte ihrer Familie bewegt sie sich in den besten, aber auch in illustren Kreisen, zu denen bekannte Maler, Literaten und Musiker gehören. Nach einer kurzen Liaison mit dem Maler Gustav Klimt verliebt sie sich auf den ersten Blick in den zwanzig Jahre älteren Musiker Gustav Mahler, als sie einander vorgestellt werden. Auch Mahler ist ihr gleich verfallen und umwirbt sie, macht ihr jedoch auch sofort klar, dass er nur die Ehe mit ihr eingehen wird, wenn sie ihrerseits die Musik aufgibt, so dass es keine Konkurrenz in ihrer Ehe geben wird. Alma lässt sich darauf ein, doch beschert ihr das ein Leben an der Seite eines Egomanen sowie den Verzicht auf die Dinge, die sie immer geliebt hat…

Caroline Bernard hat mit  ihrem Buch „Die Muse von Wien“ einen sehr gefühlvollen und spannenden historischen Roman über Alma Mahler (geborene Schindler) vorgelegt und sie dadurch wieder zum Leben erweckt. Der Schreibstil ist flüssig und emotional, schnell taucht der Leser in eine vergangene Zeit und bewegt sich an der Seite von Alma in der Wiener Künstlerszene, erlebt sie beim Musizieren und Komponieren, aber auch dabei, wie sie den Männern reihenweise den Kopf verdreht und genau um ihre Wirkung weiß. Die Autorin hat eine akribische Hintergrundrecherche betrieben und die Historie wunderbar mit ihrer Handlung verwebt. Fiktion und Realität verschmelzen hier auf ganz besondere Weise und lassen neben Alma auch Gustav Mahler und einige andere wiederauferstehen. Ebenso zeichnet die Autorin einen guten Querschnitt durch die damalige Wiener Künstlerszene und die Rolle der Frau zur damaligen Zeit. Die schwierige Lage der Juden in Europa sowie die Reisen und auch die klamme Haushaltslage der Mahlers sind gut inszeniert. Die Streifzüge durch Wien und New York sind lebhaft und farbenfroh und bilden die damalige Zeit wunderbar ab.

Die Charaktere sind sehr detailliert gezeichnet und mit Leben versehen worden, so dass dem Leser das Empfinden vermittelt wird, bei seiner gedanklichen Zeitreise die persönliche Bekanntschaft dieser illustren Künstlerschar zu machen. In jungen Jahren ist Alma eine lebenshungrige und quirlige Frau, die sich nimmt, was sie will. Sie hat eigene Wünsche, träumt davon, mit ihrer eigenen komponierten Musik einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Doch dann wandelt sie sich völlig, als sie mit Mahler verheiratet ist, denn ihr sind die Hände gebunden. Durch das Versprechen, dass sie Mahler gegeben hat, hat sie sich ihr eigenes Gefängnis geschaffen, aus dem sie nicht mehr herauskommt. Sie gibt alles, was sie einst geliebt hat auf und ordnet sich ihrem Mann völlig unter, der sie oftmals mehr als Bedienstete behandelt, denn als geliebte Ehefrau. Man sieht Alma regelrecht verschwinden und nur noch als Schatten ihrer selbst ihre Pflicht tun. Von der einst sprühenden Frau ist nichts mehr übrig. Gustav Mahler isst ein sehr unnahbarer Mann, der kein anderes Talent neben seinem eigenen akzeptieren kann und will. Er ist ein Abbild seiner Zeit, in dem Frauen nur für den Haushalt, die Kinder und zur Unterstützung des Mannes da zu sein hatten.

„Die Muse von Wien“ ist ein gelungenes Abbild der damaligen Gesellschaft und mit Alma Mahler als tragische Figur derselben. Ein sehr fesselnder Roman, der den Leser mitreißt und mit der Hauptprotagonistin mitleiden lässt. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight!