Rezension

Das Leben der Charlotte Salomon auf besondere Art erzählt

Charlotte - David Foenkinos

Charlotte
von David Foenkinos

Bewertet mit 5 Sternen

Das Leben der Charlotte Salomon auf besondere Art erzählt. Schwer einzuordnen und zu beschreiben, aber toll, unbedingt lesen!

Cover:
Das Cover zeigt einen Ausschnitt des Selbstporträts von der Malerin Charlotte Salomon. Sie schaut den Leser direkt ins Gesicht, man fühlt sich somit direkt angesprochen und passt sehr gut zum Inhalt, der von ihrem Leben handelt.

Inhalt:
Der Autor David Foenkinos wandelt in dem Roman auf den Lebensspuren der jüdischen Malerin Charlotte Salomon, ausgehend von ihrem Werk "Leben? oder Theater?". Ihr Leben stand von vorneherein unter keinem guten Stern, sie hat aber bis zu ihrer Ermordung im KZ immer wieder gekämpft und dabei in der Entdeckung der Malerei halt gefunden.

Mein Eindruck:
Das Buch überwältigt einen vollkommen und ist daher schwer in Worten zu beschreiben, ich versuche es hier und hoffe, dass es mir ansatzweise gelingt.
Der Schreibstil des Autors mutet anfangs sehr sonderbar an. Er schreibt in kurzen knappen Sätzen, die oft sehr abgehackt sind. Er schreibt selber in dem Buch über seine Schreibweise, dass er beim Schreiben oft stockte. Dabei verwendet er oft Metaphern oder poetisch anmutende Satzkonstruktionen. Kurz: es ist der ungewöhnlichste Schreibstil, der mir bisher untergekommen ist. Dennoch: Ich habe mich schnell daran gewöhnt, fand ihn sogar extrem gut. Man muss allerdings sehr genau und konzentriert lesen, stellenweise geht der Autor von der Geschichte in der Vergangenheit fließend in die Gegenwart über, in der er sich auf Charlottes Spurensuche befindet. Dadurch empfand ich mich als Betrachter, wie bei französischen Filmen mit "Off-Kommentaren", wie im Film "Die Welt der Amelie" zum Beispiel. Dadurch fühlte ich mich auf angenehme Weise an der Hand genommen vom Erzähler und im "Schwung der Geschichte". Für mich ist genau dieser Stil sehr lesefördernd, ich muss aufpassen, dass ich dadurch nicht zu sehr durchrase, sondern ab und an mal innehalte und die Poesie in der Sprache genieße. Der Stil ist schwer mit Worten beschreibbar, man muss sich einfach drauf einlassen.

Die Lebensstationen der Charlotte Salomon sind sehr einfühlsam geschrieben, man merkt daran, wie sehr der Autor die Malerin innerlich verehrt. Der Leser erfährt bei der Lektüre sowohl etwas über das Leben der Malerin, nebenbei aber auch über die Recherche des Autors für seine Biographie. Durch den erzählerischen Übergang von ihrer Vergangenheit in Foenkinos Gegenwart, wird Foenkinos praktisch auch ein Teil ihres Lebens.

Was Charlotte Salomon in ihrem Leben widerfahren ist, ist so tragisch, das wünscht man niemandem. Es berührt, macht traurig und stellenweise wütend. Man wünscht sich ein gutes Ende, das es nicht geben wird -leider. Und doch bewundert man auch ihre Stärke, immer wieder weiterzumachen und wie sie es schafft, durch die Malerei einen gewissen inneren Halt zu finden.

Foenkinos ist auf sehr außergewöhnliche Weise gelungen, eine bewegende und gleichzeitig informative Biographie über eine jüdische Malerin zu schreiben, die mittlerweile etwas in Vergessenheit geraten ist und somit wieder neugierig auf Ihre Werke zu machen. Sie führt einem jedoch auch schonungslos die Grausamkeiten zu Zeiten der Weltkriege vor Augen und regt so zusätzlich zum Nachdenken an.

Fazit:
Schwer einzuordnen und zu beschreiben, aber toll, unbedingt lesen!