Rezension

Das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt

Grüne Tomaten - Fannie Flagg

Grüne Tomaten
von Fannie Flagg

Bewertet mit 3 Sternen

Wie man der Inhaltsbeschreibung entnehmen kann, hat das Buch zwei Handlungsstränge. Im einen erzählt Ninnie Evelyn von damals. Dabei geht es jedoch nicht nur um das Café in Whistle Stop, sondern auch wie es zur Eröffnung des Cafés kam und was danach geschah. Dabei werden die Charaktere anschaulich beschrieben, so dass sie durchweg sympathisch werden. Auch heikle Themen dieser Zeit werden angesprochen wie z.B. der Umgang mit Afroamerikanern und Gleichgeschlechtliche Liebe unter Frauen, doch auch Freundschaft ist ein wichtiges Thema. Während Ninnie erzählt entwickelt sich die scheue Evelyn weiter. Eine Geschichte mit viel Potential zu Gefühl und Drama mit einer Erzählweise die ich zu Beginn wirklich gelungen fand. Auf einen Part in der Gegenwart folgt eine von Ninnies Erzählungen aus der Vergangenheit. Doch schon bald wurde mir dies zu wirr, da Ninnie die Geschichte nicht gradlinig erzählt, sondern so wie ihr es gerade einfällt oder zu einer Sitaution in der Gegenwart passt. Eine solche Erzählweise kann ich mir prima in der echten Welt vorstellen, dem Buch entgeht somit leider jeglicher Spannungsaufbau. Die Geschichte bleibt zwar durchweg interessant und schön zu lesen, doch die Spannung bleibt auf einem immer gleich niedrigen Level, was sehr schade ist. Außerdem fehlt es der Geschichte dadurch an Tiefgang. Viele Episoden aus Whistle Stop wurden erzählt und der Leser erlebt sie mit und kann sich so sein Puzzle zusammensetzen, doch es fehlen roter Faden und Ausführlichkeit. Letzteres zu erzeugen ist auch sehr schwer, wenn eine Erzählung von 1917 bis 1969 reicht. Doch dafür bekommt man einen guten Einblick in das Amerika dieser Zeit, denn eines ist dieses Buch auf jeden Fall: amerikanisch.

Fazit: Das Buch hat viel Potential, werden doch wichtige zeitgemäße Themen mit einer echten amerikanischen Story verbunden, die greifbar und authentisch wirkt. Leider ist der hüpfende erzählstil nicht nach meinem Geschmack, so dass die eigentliche Geschichte nur in Einzelteilen geliefert wird, die man sich selbst zusammenpuzzlen kann. Auch hätte man die Geschichte auf die Zeit beschränken können, in denen das Café eine zentrale Rolle spielt. So bekam man als Leser zwar viel mit von den Erlebnissen der Menschen aus Whistle Stop, doch ein richtiges Eintauchen in die Geschichte wurde verhindert. Die ist wirklich schade, da der Scheibstil der Autorin es dem Leser leicht macht, das Buch zu lesen – die Seiten fliegen nur so dahin. Dennoch kann ich verstehen, dass das Buch bei vielen so hoch im Kurs steht.