Rezension

Das Leben in einer chaotischen Kleinstadt, statt der Reise in die große Welt

Der Tag, als ich die Welt umarmte - Miranda Dickinson

Der Tag, als ich die Welt umarmte
von Miranda Dickinson

Bewertet mit 1.5 Sternen

"Die Welt ist eine Nussschale – und immer noch zu groß für dich?" Schon ihr ganzes Leben lang träumt Harriet Langton von der großen weiten Welt, von exotischen Ländern – und besonders von dem romantischen Zauber Venedigs! Durch ihren Job in einem Reisebüro ist sie diesem Traum ein klitzekleines Stückchen näher. Aber selbst reisen? Fehlanzeige. Ihr Fast-Verlobter will immer nur campen. Da tritt Alex ins Reisebüro – und in Harriets Leben. Er reist gern, fotografiert gut, kocht toll. Mit ihm scheint die Welt auf einmal nicht mehr so unerreichbar groß.

Gerade ist Sommer, es ist Reisezeit und damit der perfekte Zeitpunkt, um ein Buch über die schönen Orte der weiten Welt zu lesen. Meine Erwartung an das Buch war daher eine schöne - vielleicht etwas romantische - Liebesgeschichte zu lesen, die mich mit zu idyllischen Orten nimmt, die ich noch nicht kenne. Ich war davon ausgegangen, dass ich nach dem Buch noch einige Städte und Länder auf meine Löffelliste (Liste mit Dingen, die ich vor meinem Tod gemacht oder gehen haben möchte) setzen könnte.

In der ersten Hälfte des Buches musste ich mich dann jedoch beinahe durch das langweilige und eintönige Kleinstadtleben quälen, in dem kapitelweise nichts Neues passiert ist und es maximal in Alex Erzählungen kleine Geschichten zu anderen Orten gab. Hier habe ich Harriet kennen gelernt, die unzufrieden mit ihrem Leben ist, aber der Welt vorspielt, dass es in Ordnung ist, dass sie noch nie in ihrem Leben im Ausland war und das obwohl sie anderen Leuten täglich Urlaubsreisen verkauft. Sie hat einen Verlobten, der kaum Zeit für sie hat, eine beste Freundin, die sich mehr für sich und ihre Liebschaften interessiert und einen Chef, der sie auch gerne als Putzfrau missbraucht. Bis zum Ende konnte ich leider nur sehr wenig Sympathie für Harriet entwickeln.

Der Großteil der Geschichte handelt nicht von Harriets Suche nach dem Glück, sondern davon wie sie versucht per Annonce in einer Zeitung, eine passende Lebensgefährtin für ihren besten Freund Alex zu finden. Hierbei gibt es ein paar amüsante Stellen. Das Buch wird ansonsten von Zeitsprüngen geprägt. Das Buch beginnt in einer Toilettenkabine, in die sich Harriet eingeschlossen hat, um sich vor den Menschen auf einer Party zu verstecken. Zu Beginn jedes Kapitels kehrt der Leser in diese Toilettenkabine zurück ohne zu erfahren, was Harriet dazu bewogen hat. Anfangs haben die Zeitsprünge mich verwirrt, nach und nach gewöhnt man sich jedoch daran und fragt sich, was im Laufe des Buches noch passieren wird. Diese Vorblenden machen neugierig und sorgen für etwas Spannung in der Geschichte. Nur so viel, das Rätsel wird am Ende gelöst.

Insgesamt konnte mich "Der Tag, als ich die Welt umarmte" leider nicht überzeugen. Die Geschichte hatte mir zu wenig Inhalt und den Charakteren fehlte es an Tiefe. Nach der letzten Seite musste ich feststellen, dass ich nichts über die Welt - auch wenn sie nur eine Nussschale ist - gelernt habe und es keinen weiteren Punkt auf meiner Löffelliste gibt. Das Buch war am Ende noch ganz nett zu lesen, aber ich kann es nicht wirklich weiterempfehlen. Wer gerne ein lockeres, leichtes Buch für den Sommer möchte, lässt sich besser nicht von dem schönen Cover beirren und greift besser nach einem anderen Buch.