Rezension

Das lukrative Geschäft mit dem Tod

Leere Herzen - Juli Zeh

Leere Herzen
von Juli Zeh

Bewertet mit 5 Sternen

Deutschland im Jahr 2025. Die Besorgte Bürger Bewegung (BBB) ist an der Regierung und schafft nach und nach sämtliche demokratischen Errungenschaften ab. Die gebildete Schicht, die noch vor wenigen Jahren voller Tatendrang war, ist desillusioniert und lebt ein pragmatisches Leben ohne wirklichen Sinn und Ziel.
Mitten in dieser Umwelt haben Britta und ihr Geschäftspartner Babak ein gut laufendes Geschäft, die „Brücke“, die unter dem Decknamen „Praxis für Psychotherapie“ läuft. Dahinter jedoch verbirgt sich etwas anderes, eine Marktlücke, ein ausgeklügeltes System in den Grauzonen der Legalität – im wahrsten Sinne des Wortes ein lukratives Geschäft mit dem Tod. Doch plötzlich geschieht etwas, womit keiner gerechnet hat: Die Brücke bekommt Konkurrenz, und für Britta und Babak steht mehr als nur die berufliche Existenz auf dem Spiel. Eine abenteuerliche Flucht beginnt, in welcher beide an ihre psychischen Grenzen kommen und ihre Vorstellungen von Moral, Werten und Sinn des Lebens auf die Probe gestellt werden.

Das Buch hat mich von Anfang an fasziniert durch die leider allzu realistische Beschreibung, wie unsere nahe Zukunft aussehen könnte. Und trotzdem ist es ganz anders, als der Eindruck, den ich in der Leseprobe gewonnen hatte. Es geht nicht um Krieg, oder um eine Verfolgungsjagd mit Waffen, es geht vielmehr um einen psychischen Kampf um Werte und Moralvorstellungen. Es geht um die schrittweise Abschaffung der Demokratie, um die Desillusionierung eines ganzen Volkes, um leere Herzen. Der Tod ist nur ein Mittel zum Zweck – aber heiligt der Zweck wirklich die Mittel?

Die Frage, ob mit die Hauptcharaktere sympathisch sind, stellt sich für mich nicht bei diesem Buch. Sie dürfen nicht sympathisch sein, weil sonst irgendwie der Denkanstoß verloren geht. Sie müssen ein Schreckensszenario zeichnen, das einen die Demokratie wertschätzen lässt, und das verhindert, dass es tatsächlich jemals so weit kommt, wie in dem Buch beschrieben. Und das haben sie (zumindest bei mir) geschafft. Deshalb meine volle Punktzahl für einen beeindruckenden Politthriller!