Rezension

Das Mädchen, das rückwärts ging

Das Mädchen, das rückwärts ging
von Kate Hamer

Bewertet mit 3.5 Sternen

3,5 Sterne

Im englischen Norfolk verschwindet ein Mädchen. Bei dichtem Nebel scheint die achtjährige Carmel wie vom Erdboden verschluckt. Es gibt keine Hinweise, niemand hat sie gesehen, die Polizei tappt im Dunkeln. Zwischen Hoffnung und Ohnmacht sucht Carmels Mutter schließlich selbst nach ihr. Schritt für Schritt geht sie zurück in der gemeinsamen Zeit, denn jede Kleinigkeit zählt. Für Carmel beginnt währenddessen eine lange und ungewöhnliche Reise. Spannend bis zur letzten Zeile erzählen Beth und Carmel im Wechsel diese zutiefst bewegende Geschichte über eine Mutter und ihr verloren gegangenes Kind.

‚Das Mädchen, das rückwärts ging‘ von Kate Hamer hat meinen Erwartungen leider nicht gänzlich entsprochen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, die Sprache ist den jeweiligen Charakteren angemessen, so dass die beiden Erzählperspektiven meist gut voneinander zu unterscheiden waren. 
Mit den Charakteren konnte ich mich nur bedingt identifizieren. Obwohl sich die Geschichte hauptsächlich um Carmel und ihre Mutter Beth drehte, waren diese beiden Charaktere für mich am undurchsichtigsten. Carmel wirkt schon mit ihren acht Jahren sehr erwachsen und obwohl sie sehr intelligent ist, stellt sie nur sehr wenig in Frage und nimmt die Gegebenheiten so hin. Nebencharaktere wie Paul und Lucy waren meiner Meinung nach authentischer gestaltet.
Die Thematik an sich ist super spannend und die Umsetzung sicher sehr schwer. Dennoch hätte ich mir authentischere Gefühle und in Carmel mehr Kind gewünscht.
Im Endeffekt ist ‚Das Mädchen, das rückwärts ging‘ ein gut gemeinter Roman über ein brisantes Thema, der mich leider nicht packen konnte.