Rezension

Das Mädchen, das steht

Olga - Bernhard Schlink

Olga
von Bernhard Schlink

Nach “Der Vorleser” war “Olga” erst der zweite Roman, den ich aus Bernhard Schlinks Feder gelesen habe - begeistert hat er mich aber ebenso. Es handelt sich bei diesem Roman um eine ungewöhnliche Lebensgeschichte, die in ihrem schnörkellosen Stil und ihrer Traurigkeit, aber auch in ihren Hoffnungsschimmern so zart berührt, dass man sie nicht aus der Hand legen mag. 

Die titelgebende Olga ist eine faszinierende und starke Frau, die so einigen Widrigkeiten trotzdem muss; die Erzählung ihres Lebens in den verschiedenen Abschnitten ist nicht nur in ihrer Sprache und ihrer Geschichte, sondern auch in ihrer unterschiedlichen Ausgestaltung in drei Teile (Erzählungen und Briefe) unglaublich fesselnd und emotional mitreißend. Auch Herbert, zu dem Olga eine besondere Verbindung hat, obwohl sie sich zu Anfang des Romans, in ihrer frühen Kindheit, doch so sehr zu unterscheiden scheinen, ist eine interessante Figur - ein Abenteurer, während Olga eine Beobachterin ist. Dies wird vor allem im dritten und persönlichsten Teil der Geschichte deutlich. 

Bernhard Schlink geleitet den Leser bzw. die Leserin über große Zeiträume hinweg, lässt sie am Leben von Olga teilhaben und schlussendlich auch geschickt an ihren tiefsten Gedanken und Gefühlen, so dass man hinterher zwar ein wenig traurig, aber vor allem berührt ist. Berührt von einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte, berührt von Olga, ihrem Leben und von den unterschiedlichen Wegen, die jeder Mensch bestreitet. Eine klare Leseempfehlung.