Rezension

Das Manko mit der Zeit

Ninurta - Die Unendlichen - Lori M. Lee

Ninurta - Die Unendlichen
von Lori M. Lee

Bewertet mit 3 Sternen

Während ich vom ersten Teil „Die Fäden der Zeit“ (Originaltitel: Gates of Thread and Stone 1) noch recht begeistert war und ich ihn als was Originelles Neues empfand, so enttäuscht bin ich quasi vom zweiten Teil „Ninurta“ (Originaltitel: Gates of Thread and Stone 2: The Infinite). Nicht ganz unschuldig ist daran die Tatsache, dass Blanvalet ganze 3 Jahre gebraucht hat, den zweiten Teil zu veröffentlichen und es zudem der Autorin nicht gelungen ist, mich wie in Band 1 wieder sofort zu fesseln.

Fakt ist, ich persönlich sammel gern Reihen, ehe ich sie lese. Es gibt mittlerweile so viele Mehrteiler, dass ich weder Nerv noch das Gedächtnis eines Elefanten habe, um mir alle Handlungen und Personen diverser Bücherreihen über die Jahre einzuprägen, weil ich auf die Fortsetzungen warte. Natürlich gehe ich damit auch das Risiko ein, dass mir etwas nach Band 1 nicht gefällt und ich alles umsonst hier stehen habe, aber dann verkaufe oder vertausche ich es lieber weiter, als dass ich vor einem Buch stehe und nur „Bahnhof“ verstehe.

So ging es mir zunächst tatsächlich mit Ninurta, obwohl ich Band 1 erst Anfang 2016 gelesen habe. Allerdings ist mir schleierhaft, warum der Verlag eine Reihe, die 2014 herausgekommen ist und dessen Fortsetzung 2015 mit drei Jahren Zeit dazwischen veröffentlicht. Die Überschrift kann also durchaus auch auf diesen Part angewendet werden. Nichts desto trotz liegt es nicht allein daran, dass ich nicht wirklich von dem Buch gepackt wurde. Man wird ohne jegliche Information auf das Vorgeschehen in die weitere Geschichte geworfen und muss sich erstmal orientieren. Für Leser, die nicht wissen, dass es sich um einen zweiten Teil handelt, sehr ärgerlich, da es, außer im englischen Originaltitel, nicht wirklich vermerkt ist.

Doch kommen wir nun endlich zur eigentlichen Geschichte. Was ich in Teil 1 noch sehr spannend und aufregend empfand – die dystopisch angehauchte Magiewelt – strengt mich hier schon nach wenigen Seiten an. Es geht um die Machtverhältnisse und Kais verzweifelte Hoffnung, Avan doch nicht ganz verloren zu haben an die Unendlichen. So zieht sich das Buch über gut 70 Seiten, was bei 288 Seiten schon eine ganze Menge ausmacht, ehe dann wirklich endlich mal etwas neues passiert, das Schwung in die Sache bringt, als Kai sich entschließt, nach Lanathrill zu reisen.

Es folgen Seiten mit Spannung und dem ersten Teil in Nichts nachstehende Action. Szenen, die manchmal ein wenig zu brutal für die Altersfreigabe schienen, aber mich als älteren Leser weniger störten. Doch auch wenn das Buch Fahrt aufnahm und die Defizite aus dem ersten Teil schnell wieder wettmachte, blieb zum Ende hin ein fader Beigeschmack. Es bleiben einfach zu viele Fragen offen und es scheint, als ob da noch etwas hätte kommen sollen.

Manchmal finde ich Bücher mit offenen oder angedeuteten Enden gut, dann reicht mir meine Fantasy, um mich damit zufrieden zu geben, doch bei Ninurta fehlt mir da irgendwas. Ich bin nicht zufriedengestellt. Doch einen dritten Teil scheint es nun nicht zu geben. Nach 2015 ist kein weiterer Band erschienen im Original, was darauf schließen lässt, dass es das war.

Hätte ich einen zweiten Band gebraucht, stellt sich mir da die Frage. Und die Antwort lautet nein. Ich hätte „Die Fäden der Zeit“ auch als Einzelbuch sehen können. Ich denke, dann wäre ich vermutlich zufriedener. War Ninurta so schlecht? Auch darauf kann ich nur mit Nein antworten. Weder noch. Es zog sich zu Beginn, steigerte sich im Mittelteil um einiges und kehrte dann aber in ein für mich unbefriedigendes Ende.

Fazit

Wenn man den ersten Teil gelesen hat, kann man es durchaus lesen, es ist grundsätzlich nicht schlecht, aber meiner Ansicht nach auch nicht zwangsläuftig nötig. Ich hätte es nicht gebraucht, daher von mir keine klare Kaufempfehlung.

Ich vergebe gut gemeinte 3 von 5 Sternen