Rezension

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Das Muttersein bereuen

Regretting Motherhood - Orna Donath

Regretting Motherhood
von Orna Donath

Ein heikles Thema und wird von der Gesellschaft immer noch ignoriert. Deshalb interessierte mich dieses Buch.

Allgemeine Infos zum Buch:

Geschrieben wurde dieses Buch von der israelischen Soziologin Orna Donath, die auch die Studie „Making a Choice“ über jüdische Frauen in Israel, die keine Kinder wollten, vornahm und im Jahr 2011 veröffentlichte. Sie geht in diesem Buch insbesondere auf die Frauen ein, die nie Mütter werden wollten, es aber aus den unterschiedlichsten Gründen wurden und wie diese damit umgehen.

Meine Meinung:

Das Buch behandelt ein sehr schwieriges Thema und ich, als Frau, die zwar noch keine Kinder hat, sich ein Leben ohne Kinder aber nicht vorstellen kann, ist dieses Thema ein wenig sonderbar. Um ehrlich zu sein konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass es Frauen gibt, die nicht gern Mutter sein wollen. Natürlich weiß ich, dass es Frauen gibt, die sich dagegen entscheiden, aber mir blieb immer ein Rätsel warum. Diese süßen kleinen Menschen, die von einem selbst stammen, in denen die eigenen Gene weitergetragen werden, die so viel Liebe brauchen und diese auch zurückgeben: Ich wollte nicht glauben, dass jemand auf so eine Erfahrung in seinem Leben verzichten möchte. Aber ich wollte wissen warum. Und deshalb machte mich dieses Buch so neugierig. Weil ich grundlegend eine andere Einstellung dazu habe.

In diesem Buch kommen Frauen zu Wort, die nur eins oder mehrere Kinder haben, die unterschiedlichen Alters sind (von 26 bis 73 Jahren) und aus unterschiedlichen Gründen nie Kinder wollten und aus den unterschiedlichsten Gründen trotzdem Kinder haben. Den Frauen werden Fragen gestellt und diese beantworten sie in diesem Buch so gut es eben geht, denn manche können es nicht genau erklären.

Interessant fand ich, dass viele Frauen Kinder bekamen, weil die Gesellschaft das verlangt. Man steht einfach unter Druck. Zudem kommen sie aus einer Gesellschaft, in der es als normal gilt, Kinder zu haben (und nicht nur eins). Die Gesellschaft versteht nicht, wenn eine Frau sagt, dass sie keine Kinder möchte. Man muss schon eine sehr starke Frau sein, um dazu zu stehen und sagen zu können: „Ich will kein Kind.“ Und man muss sich als Frau damit abfinden können, ja man muss damit rechnen, von der Familie verstoßen zu werden, wenn man so denkt.

Nach dieser Lektüre habe ich meine Meinung nicht geändert. Ich möchte immer noch Kinder. Aber ich kann ein bisschen nachvollziehen wie schlimm es sein muss, wenn man das nicht will und die Gesellschaft einen trotzdem dazu zwingt. Einige Mütter zwangen sich gute Mütter zu sein. Sie versuchten auf das Kind einzugehen, sie versuchten eine gute Mutter zu sein. Manche Mütter versuchten es gar nicht erst und verließen den Mann und das Kind oder überließen die Erziehung von Anfang an anderen Familienmitgliedern. Es ist erstaunlich wie viel Einfluss die Gesellschaft auf Menschen hat. Es gibt in diesem Buch auch Frauen, die erst nach dem ersten Kind begriffen, dass sie keine Mutter sein wollen.

Eines sagen fast alle Frauen: Sie lieben ihr Kind. Und doch wollen sie keine Mutter sein. 

Diese Aussage scheint ein Paradoxon zu sein, aber wenn man sich damit auseinandersetzt kann man es nachvollziehen. Sie möchten keine Mutter sein. Aber trotz allem lieben sie diesen Menschen, der ihr Kind ist. Viele sagen sie würden die Zeit gerne rückgängig machen und keine Mutter mehr sein, aber sie beziehen es nicht explizit auf ihr Kind. Sie sagen nicht: Ich möchte, dass mein Kind tot ist oder nie gewesen ist. Ihre Aussage bezieht sich nicht auf den Menschen, auf die Person. Und ich muss sagen, dass mir diese Frauen sehr leid tun und ich finde, dass die Gesellschaft es akzeptieren sollte, wenn Frauen keine Mütter werden wollen.

Was mir nicht gefallen hat, ist die Eintönigkeit. Glücklicherweise hat das Buch nur 272 Seiten, worüber ich froh bin, denn ich hatte mit der Zeit das Gefühl, dass sich Aussagen einfach wiederholten. Es gab nichts Neues zu berichten. Und obwohl es am Anfang des Buches gesagt wurde, war ich enttäuscht darüber, dass die Männer nicht zu Wort kamen. Bei Männern scheint es immer okay zu sein, wenn sie kein Vater sein wollen. Wenn Frauen das nicht wollen, dann sind viele Menschen entrüstet. Und für mich ein ganz wichtiger Punkt kam ebenfalls nicht zur Sprache: Die Sicht der ungewollten Kinder. Mich hätte interessiert wie sie damit umgehen, nicht gewollt zu sein. Ich glaube, dass Kinder so etwas spüren.

Mein Fazit:

Ein sehr wichtiges Thema, das in der Gesellschaft gemieden wird. Allerdings gibt es zu häufige Wiederholungen und meiner Meinung nach einfach kein Fazit. Außerdem fehlen mir, die im letzten Absatz genannten Punkte. Deshalb gibt es hierfür leider nur 3 von 5 Sterne.