Rezension

Das Porträt einer Modeikone und die Geschichte hinter Chanel No. 5

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe - Michelle Marly

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe
von Michelle Marly

Bewertet mit 3.5 Sternen

Michelle Marly schreibt in "Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe" über die Suche Coco Chanels nach 'ihrem' Duft, den sie ursprünglich nur wenigen Kundinnen als exklusives Weihnachtsgeschenk überreichen wollte und das es dann zum wohl berühmtesten Duft der Welt gebracht hat. 
Das Buch setzt dort an, wo der Film mit Audrey Tautou in etwa aufhört: Cocos langjähriger Geliebter Boy, mit dem sie die Idee für einen Duft hatte, kommt bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Nachdem Coco sich von ihrer tiefen Trauer erholt, entscheidet sie sich dazu, in seinem Gedenken das Projekt zu verwirklichen. Eine zufällige Begegnung mit einem vertriebenen Erben des Zarenthrons wird dabei zu einer folgenschweren Begegnung. Nicht nur bringt er Coco in der Suche nach ihrem Duft der Liebe auf die entscheidende Spur, auch lässt er die Modeschöpferin selbst wieder spüren, wie Liebe sich anfühlt. 
Der Titel des Buches ist wunderbar gewählt. Der 'Duft' bzw. 'Hauch' der Liebe schwebt durch die Seiten des Romans und ist permanent präsent. Cocos Trauer um Boy vergeht nie ganz, insbesondere das Duftprojekt wird immer wieder mit Bezug zu ihm erwähnt. Aber auch die Suche der geheimnisvollen Modeikone nach einer neuen, erfüllenden Liebe für sich selbst wird gefühlvoll vermittelt. Dass die bedeutendste Modeschöpferin der Welt dabei nicht ganz sympathisch rüberkommt und durchaus auch Fehltritte begeht - eine neue Facette einer großen Frau, die sich in einer von Standesdünkel und Etikette geprägten Gesellschaft trotz ihres großen Erfolges und Reichtums nie ganz akzeptiert fühlen durfte und konnte. 
So ist "Mademoiselle Coco" nicht nur eine biografische Erzählung, sondern auch Gesellschaftsportrait und Geschichtsstunde. Diese drei Aspekte sind es dann auch, die dazu führen, dass es dem Roman an einer Sache etwas fehlt: Spannung. Die Story an sich plätschert etwas dahin und die Suche nach dem Duft war für mich persönlich nur halb so verschlungen und 'kompliziert', wie ich gedacht hatte. Ich bin froh, dass ich den Roman gelesen habe, denn er rundet das Bild einer faszinierenden Frau ab, deren Vermächtnis ich auch persönlich sehr schätze. Aber zu puren Unterhaltungszwecken würde ich ihn nicht empfehlen.