Rezension

Das Potenzial wird leider nicht ausgenutzt

Silber - Das erste Buch der Träume
von Kerstin Gier

Bewertet mit 3 Sternen

Jeder hat wohl schon im Traum mit Freunden gesprochen. Aber nach Livs Träumen kann nicht nur sie sich daran erinnern, sondern auch ihre Gesprächspartner…

 

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Liv erzählt. Diese Sichtweise führt, wie so oft, dazu, dass die Gedanken und Gefühlswelt der Protagonistin viel Raum einnehmen, die anderen Charaktere aber ziemlich blass bleiben, da Liv (und damit auch der Leser) natürlich nicht in die Köpfe der Anderen hineinschauen kann. Besonders Livs Mitschüler bleiben blass. Diese werden in zwei Kategorien eingeteilt, die Gutaussehenden, und die Hässlichen (von denen man sich besser fernhält). Paradebeispiel ist hier Sam, der ausser einem pickligen Gesicht keine Eigenschaften zu haben scheint. Auch die Gutaussehenden, allen voran die Truppe um Livs „Love Interest“ Henry, haben kaum über ihr Aussehen hinausgehende Eigenschaften. Über Arthur weiss man kaum mehr, als dass er toll aussieht, und Jasper ist ein Womanizer. Mehr erfährt man nicht über die Jungs. Noch weniger weiss man höchstens über Secrecy, die anonyme Bloggerin (hier wurde Die Autorin wohl von „Gossip Girl“ inspiriert), die mir aber nicht humorvoll und sarkastisch, sondern lediglich gemein vorkam.

 

Die Protagonistin Liv war mir durchaus sympathisch, aber ihre ständigen Vorurteile haben mich doch gestört. Sie fällt ihre Urteile über andere Personen bereits bei der ersten Begegnung (teilweise sogar schon vom Hörensagen) und kommt dann nur sehr schwer (wenn überhaupt) wieder davon ab. Die (für Jugendbücher mit einem weiblichen Zielpublikum ja fast schon obligate) Liebesgeschichte fand ich zwar einerseits sehr berührend (um nicht zu sagen „niedlich“), andererseits hatte ich aber Mühe, die Gefühle der beiden nachzuvollziehen. Was finden die beiden an ihrem Partner eigentlich so toll, abgesehen vom Aussehen? Das hat die Autorin Kerstin Gier in meinen Augen nicht wirklich dargelegt.

 

Der Schreibstil von Kerstin Gier lässt sich auch im ersten Band der „Silber“-Reihe sehr flüssig lesen und ich kam gut in die Geschichte hinein. Inhaltlich gestaltete sich aber der Anfang etwas zäh, es dauert lange, bis die Handlung in Schwung kommt. Auch fand ich die Handlung noch etwas mager, viel Zeit wurde mit dem Alltagsleben von Liv und ihrer Familie verbracht, sodass die eigentliche Handlung auf wenigen Seiten abgehandelt wurde. Hier hoffe ich schwer auf die Nachfolgebände. Da das Setting ja nun im ersten Band etabliert wurde, bleibt in den beiden Nachfolgern ja hoffentlich etwas mehr Platz für die eigentliche Handlung.

 

Optisch ist das Buch sehr ansprechend gestaltet, obschon ich hier anmerken möchte, dass durch die Wahl eines dicken, hochwertigen Papiers, grosszügiger Schriftgrösse und breitem Rand ein umfangreicherer Inhalt vorgetäuscht wird, als tatsächlich vorhanden ist.

 

Mein Fazit

Leider konnte „Silber – Das erste Buch der Träume“ meine Erwartungen nicht erfüllen. Die Figuren blieben grösstenteils blass und die Handlung war eher mager. Trotzdem bin ich gespannt auf die Nachfolger und hoffe, dass die Autorin Kerstin Gier das Potenzial dort besser ausgenützt hat.