Rezension

Das schwierige Thema Mobbing kindgerecht aufgearbeitet

Flo oder der Tag, an dem die Maus verrutschte - Anna Pfeffer

Flo oder der Tag, an dem die Maus verrutschte
von Anna Pfeffer

Weil ich von Für dich soll’s tausend Tode regnen begeistert war, musste ich mir das neue Buch von Anna Pfeffer natürlich sofort zulegen. Besonders neugierig war ich darauf, wie die Thematik der Ausgrenzung, die im Klappentext schon angedeutet wird, für die Zielgruppe junger Teenies ab 11 Jahren in einer Geschichte umgesetzt wird.

Flo ist in ihrer Klasse eher unscheinbar. Sie ist nicht so beliebt wie die schöne Anouk und auch nicht so eine Drama-Queen wie Julia. Flo hält sich lieber im Hintergrund und hasst es vor all ihren Mitschülern und Mitschülerinnen zu sprechen, denn dann schlägt die Flolitis zu und sie bekommt keinen Ton mehr heraus. Das ist für die Spötteleien der Jungs natürlich ein gefundenes Fressen und genau hier, ist die Mobbing-Thematik der Geschichte bereits im Kleinen angelegt.

"FLOLITIS, die [floli:tis] Spontane Sprachlosigkeit, begleitet von Herzrasen, trockenem Mund und rotem Kopf, der einfach nur bescheuert aussieht." (S.5)

Flos Unbehagen und ihre Angst vor ihrem eigenen Versagen stehen ihr im Weg und bringen sie immer wieder in peinliche Situationen. Als Protagonistin macht sie ihr Verhalten sehr menschlich, sodass man entweder unmittelbar Mitleid für sie empfindet, oder man den blöden Jungs, die sie aufziehen, am liebsten ordentlich die Meinung sagen würde. Obwohl man als Leser Flos Gefühle hautnah miterlebt, merkt man gut, dass das Buch für Leser und Leserinnen ab 11 Jahren ausgelegt ist und dementsprechend die Beschreibungen ihrer Gefühlswelt nicht wahnsinnig komplex sind.

"Mein Körper atmet ein und aus, und ich wünschte, ich könnte mich einfach wegbeamen, wegdenken oder weglöschen, wie etwas, das an die Tafel geschrieben wurde." (S.8)

Was anfänglich als Scherz gemeint ist, wird bald zum bitteren Ernst: Flo verschickt versehentlich eine Rache-Email und ist plötzlich nicht mehr nur die Zielscheibe für lustige Kommentare, sondern wird regelrecht von ihren Klassenkameradinnen und -kameraden verachtet und ausgestoßen. Der Auslöser von Flos fataler Situation, ist durchaus authentisch und nachvollziehbar. Wie schnell könnte eine hastig getippte und falsch verschickte Kurznachricht auf dem Smartphone eine Katastrophe auslösen? Die Geschichte von Flo und ihrer verrutschten Maus zeigt, dass solche Fehler durchaus passieren. Gleichzeitig ist es den Autorinnen aber wichtig zu zeigen, dass der einzige Ausweg darin besteht, seine Fehler zuzugeben.

"Ich merke, wie mein Puls in die Höhe schießt, und alle tuscheln und mit dem Finger auf mich zeigen, und zum ersten Mal in meinem Leben ist die Flolitis nicht das Furchtbarste was mir passiert." (S.133)

Dadurch, dass Kinder hier schon früh auf die fatalen Auswirkungen von Mobbing aufmerksam gemacht werden, soll Vorbeugung schon in der Schule gelingen. Es wird nicht nur deutlich, wie schlimm die Situation für das Mobbingopfer ist, denn Flos Tage und Wochen sind furchtbar einsam, sondern auch was die Täter, in dem Fall Flos Mitschülerinnen und Mitschüler dazu veranlasst, so mit ihr, einer ehemaligen Freundin, umzuspringen. Dass sich selbst Flos beste Freundinnen von ihr abwenden, fand ich ziemlich schlimm, aber durchaus realistisch.

Man muss zu diesem Buch jedoch dazu sagen, dass die Thematik Mobbing, nicht so drastisch und offensichtlich angesprochen wird, wie das in Jugendbüchern durchaus der Fall wäre. Flos Geschichte ist zwar aus ihrer Sichtweise durchaus ernst und ihre Einsamkeit hat mich auch berührt, trotzdem war schnell klar, dass sich alle Missverständnisse, sobald sie klargestellt sind, in Luft auflösen und Flo wieder zur Klassengemeinschaft dazugehören würde.

Die Autorinnen hinter dem Pseudonym Anna Pfeffer punkten neben einer guten Geschichte mit einem angenehmen und leichten Schreibstil und mit einer humorvollen Sprache, die mir auch in Für dich soll’s tausend Tode regnen schon so gut gefallen haben.

Fazit & Bewertung

Flo oder der Tag an dem die Maus verrutschte ist eine Geschichte, die das schwierige Thema Mobbing in eine kindgerechte und leicht verdauliche Geschichte verpackt, die auch ihre witzigen Stellen hat. Eine Geschichte, die das Alter der Zielgruppe berücksichtigt, somit nicht konfliktüberladen ist und gleichzeitig durchweg ansprechend und authentisch erzählt, wie schnell Ausgrenzung im Schulalltag von Teenagern vorkommen kann.