Rezension

Das Spiel geht von vorne los – nur diesmal darf die Prinzessin selbst ran!

Selection 04 - Die Kronprinzessin
von Kiera Cass

Der Inhalt...

Ein paar Jahre sind vergangen, seit America und Maxen geheiratet haben: Das Kastensystem ist abgeschafft und das Volk von Illeá beruhigt. Doch trügt der Schein? Aufstände beginnen erneut, die Bürger sind unzufrieden und Eadlyn - älteste Tochter von Maxen und America und somit Thronfolgerin - soll das ganze wieder richten, indem sie ein Casting abhält (wie eins ihr Vater), um ihre große Liebe zu finden und das aufgebrachte Volk zu besänftigen. Die ist alles andere als begeistert, wo sie doch bis dahin auch gut alleine zurechtgekommen ist. Doch sie willigt ein: 35 Männer aus dem ganzen Königreich reisen an um ihr den Hof zu machen. Das Volk fiebert mit; alles scheint perfekt. Nur Eadlyn weigert sich standhaft zu glauben hierbei ihre wahre Liebe zu finden. Doch die hat ihre ganz eigenen Pläne für Eadlyn...

Die Charaktere...

Ich dachte erst, das es bestimmt wahnsinnig cool wäre alles aus der Sicht der Prinzessin zu erfahren. Aber mal ganz ehrlich: Manchmal wollte ich gar nicht mehr wissen was unsere ach so tolle „Bald-bin-ich-die-Mächtigste-des-Landes“ so von sich gibt. Denn eins war schon nach den ersten zwanzig Seiten sicher: Eadlyn war eine kleine, verzogene, versnobte, arrogante und egozentrische Person. Sie war teilweise echt so vorurteilsbehaftet und fies zu ihren Mitmenschen, dass ich sie am liebsten geschüttelt und gefragt hätte, wo zum Teufel eigentlich ihr verdammtes Problem war?! JA, auf ihr lastete enormer Druck, seitens ihres Volkes, ihrer Familie etc. Und JA, es war ungerecht von ihren Eltern von ihr zu verlangen dieses Casting abzuhalten nur um das Volk zu besänftigen – was ja auch nur so semi-gut funktionierte. Aber musste man deswegen mit einer „Fresse“ wie 7 Tage Regenwetter rumlaufen und Pläne schmieden wie man die Bewerber allesamt am besten vergraulen konnte ? Was ja auch überhaaaaaupt nicht kindisch war... Wenn man mal von dieser zickigen Seite absah konnte Eadlyn durchaus sympathisch sein: Sie würde alles für ihre Familie tun und es war toll mit anzusehen wie liebevoll sie mit ihren Brüdern (vor allem mit Ahren) umging. Außerdem mochte ich grundsätzlich ihre unabhängige und starke Einstellung und ihren Humor: Sie wusste was sie wollte und wie sie es erreichte, nur waren ihre Mittel und Wege manchmal mehr als fraglich. Ich war bei Eadlyn einfach total zwiegespalten. Das erste Drittel hat sie mich nur angenervt: Sie war arrogant, vorlaut, verhielt sich Josie (auch wenn die teileweise eine kleine Nervensäge war :D) und Kile einfach nur ÄTZEND gegenüber und war eiskalt was die männlichen Bewerber des Castings und deren Rauswurf anging. (In irgendeinen Bezug zu ihr wurde mal das Wort schwarze Witwe erwähnt – ja das passte gut!) Dann, im zweiten Drittel, gab es die liebevolle Eadlyn, die gerne Entwürfe zeichnete, sich langsam zu öffnen begann und ihre andere Seite zeigte; eine Seite in die man sich durchaus verlieben konnte. Sie zeigte Gefühle und ließ den ein oder anderen in ihr Leben und auch in ihr Herz. Sie begann dem Casting offen entgegen zu treten und sich auf die Bewerber einzulassen – und ja – sie hatte auch durchaus Gefallen daran! Doch nur ein kleiner Schritt zu viel und die kichernde Eady wurde wieder zu der eiskalten und verschlossenen Eadlyn. Ein Einziges Hin und Her mit ihr **seuftz** Dabei konnte sie einem im letzten Drittel wirklich nur leid tun. Da hab ich sie echt das allererste Mal ein kleines bisschen ins Herz geschlossen. Dass auch so viel auf einmal passieren musste...?

Bei der Anzahl der ganzen Bewerber bin ich irgendwann nicht mehr durchgestiegen! 35 an der Zahl, und die soll ich alle auseinander halten können? Ein paar blieben aber selbst mir im Gedächtnis: Kile zum Beispiel, ein belesener Bücherwurm der gerne die Welt bereisen und Architekt werden will. Er ist zusammen mit Eady (als Sohn von Marlee) im Palast aufgewachsen und eher zufällig im Casting gelandet. Ich mochte ihn von Anfang an, schon alleine weil Eadlyn ihn wegen seiner Bücheraffinität und seiner – ihre nicht meine Worte – Körperhygiene nicht leiden konnte. Da wusste ich sofort: Er und ich würden gute Freunde werden ;D Und natürlich hab ich eifrig um sein Weiterkommen gezittert; ja ich gebe zu: er ist mein heimlicher Favorit!

Aber auch Henri und sein Übersetzter Erik waren beide nicht zu verachten. Ich glaube Henri ist einfach jemand den man durch seine gutmütige und herzliche Art schlichtweg mögen MUSS! Und seine sprachlichen Schwierigkeiten waren einfach zu niedlich :D Erik ist in meinen Augen ein netter und etwas ruhigerer Kerl, der das Herz am rechten Fleck hat. Und auch wenn er ursprünglich aus anderen Gründen zum Casting gekommen ist, kann man eine gewisse Spannung zwischen ihm und Eady erkennen... Die anderen Jungs wie Fox oder Hale blieben noch etwas „nichtssagender“; da bin ich mal gespannt wie das im letzten Band so gehandhabt wird. Ean konnte ich jedenfalls gar nicht leiden; bei ihm hatte ich immer mehr das Gefühl, dass er aus „bösen“ Gründen beim Casting dabei war...

Eadlyns Brüder waren allesamt total drollig (Oha, was für ein Wort xD). Ahren war der liebe und gutmütige Zwillingsbruder der Eady immer mal wieder auf den Boden der Tatsachen holte; Kaden ein sportlicher kleiner Klugscheißer (:D) und Osten der freche Wirbelwind, der gerne Mist baute. Ich muss sagen, dass mich America und Maxen selbst ein bisschen enttäuscht haben. Ich fand sie dieses Mal einfach so... langweilig und dazu absolut schmalzig zusammen, dass ich am liebsten im hohen Bogen gekotzt hätte. Vor allem im ersten Teil der Geschichte wurde immer wieder betont wie toll sie zusammenpassen, wie toll sie harmonieren, und wie toooootal toll die beiden sich ergänzen! („Ich-rutsche-gleich-auf-der-Schleimspur-aus“-Seuftzer) Ansonsten hab ich mich aber gefreut alte Gesichter wiederzusehen: May, Aspen, Lucy – auch wenn sie, wie erwartend, eher im Hintergrund blieben.

Die Geschichte...

Eigentlich kennt man das Schema ja mittlerweile: Palast, königliche Familie, Liebeleien, ein bisschen Drama, viel Gefühle und erste Küsse ... Auch dieses Mal wird der Fokus wieder sehr auf die zwischenmenschliche Ebene gelegt. Dabei hab ich mir das ein oder andere Mal etwas mehr „Schwung“ und Action gewünscht. Diese Beziehungskiste ist ja ganz nett und kann auch durchaus spannend sein, aber mir war das teilweise etwas zu viel Drama und zu wenig Action! Wo waren die Aufstände? Wo das aufgebrachte Volk? Das Thema würde durch Zeitungsartikel oder Berichte im Fernsehen angekratzt, aber meines Erachtens zu wenig Beachtung geschenkt. Anstatt zum x-ten Mal darüber zu lesen wie sich Eadlyn in ihr Zimmer und in ihre Badewanne verkriecht oder sich von ihrer Zofe die Klamotten aussuchen lässt, hätte ich lieber mehr über Eadlyn und ihren aktiven Aufgaben als Thronfolgerin bzw. Königin erfahren wollen.

Der Schreibstil...

Gut wie eh und je. Ich mag Kiera Cass Schreibstil sehr. Nicht zu kompliziert und verschachtelt, aber auch nicht zu stumpf und unausgereift. Außerdem bringt sie immer eine gehörige Portion Emotionen mit in die Geschichte und bringt dem Leser durch ihren zauberhaft klaren Schreibstil in Liebesdingen Herzklopfen auf ganzer Linie. Ich hab regelrecht an den Seiten geklebt und hab es nur seeehr widerwillig zur Seite gelegt.

Das Fazit...

Leider „nur“ 3,5 Sterne. Mit Eadlyn konnte ich nicht so viel anfangen, und auch America und Maxen wirkten auf mich seltsam leer. Das Casting war jedoch interessant und dramatisch wie eh und je – Herzklopfen garantiert! Durch den fiesen Cliffhanger bin ich jedenfalls wahnsinnig gespannt auf den finalen Band!