Rezension

DAS Standardwerk der Deutschen Reitlehre

H.Dv.12 - .

H.Dv.12
von .

Bewertet mit 4.5 Sternen

Für jedes x-beliebige Thema im Pferdesport gibt es irgendein Buch, egal ob Horsemanship, Bodenarbeit oder einfach "nur" klassische Dressur.
Doch viele der Informationen sind eigentlich gar nicht neu, die Grundlage der heutigen Richtlinien für Reiten und Fahren der FN bildet die "Heeresdienstvorschrift 12" eines unbekannten Verfassers. Zuletzt wurde sie im Jahre 1937 aktualisiert und beschäftigt sich vor allem mit der Ausbildung von Reiter und Pferd für den Einsatz in der Kavallerie.

Die "H.Dv.12" ist ein kleines, unscheinbares Buch, welches sich in dem Bücherschrank eines jeden Reiters befinden sollte und praktischerweise auch in jede Jackentasche passt :)

Im Prinzip behandelt dieses Büchlein fast jedes Thema aus dem Reitsport, beginnend mit dem Satteln und Trensen, über Auf- und Absitzen, Ausreiten, Schwimmen mit dem Pferd, Bodenarbeit, Longieren, diverse Dressurübungen und schlussendlich das Reiten in der Kavallerie.
Ergänzt man die Informationen noch mit heutigen sportphysiologischen Erkenntnissen (bspw. dass man grundsätzlich keine Hilfszügel verwenden sollte) besitzt man im Prinzip die theoretischen Grundlagen zur Jungpferdeausbildung. Natürlich ersetzt das Buch keinen Reitunterricht, denn Reiten lernt man nur durchs Reiten, aber es kann diesen definitiv unterstützen, wenn man es verstanden und verinnerlicht hat.

Dieses Buch eignet sich auch für Reiter aus anderen Sparten (ich selbst bin ebenfalls kein FN-Reiter), denn in den Grundsätzen sind sich ja alle Reitweisen sehr ähnlich. Und wenn es nur darum geht, wie ein korrektes Schulterherein geritten wird.

Die Sprache ist natürlich schon etwas veraltet und dementsprechend muss man manche Passagen unter Umständen auch doppelt oder sogar dreifach lesen, um sie wirklich zu verstehen. Die vielen Zeichnungen unterstützen das Verständnis des Textes aber sehr gut.
Wer allerdings große Probleme mit dem Verständnis hat (oder vielleicht auch Reit-Neuling ist) kann auch auf die kommentierte Ausgabe von Dr. Gerd Heuschmann zurückgreifen.

Meiner Meinung nach in die "H.Dv.12" ein Buch, welches in den Schrank von wirklich jedem Pferdemenschen gehört und welches noch viel mehr Beachtung verdient hat. Es ist kein Buch, welches man an einem Stück liest, aber ein Nachschlagewerk auf das man immer wieder zurückgreifen kann.
Schön wäre es auch, wenn man in der heutigen FN-Reitweise die "H.Dv.12" noch viel deutlicher wiedererkennen würde bzw. wenn sich die FN wieder mehr noch mehr auf ihre Grundlagen besinnen würde, denn:

"Ein Einengen des Pferdehalses muss unter allen Umständen vermieden werden." (S. 95)