Rezension

Das Streben nach Perfektion

Die nachhaltige Pflege von Holzböden - Will Wiles

Die nachhaltige Pflege von Holzböden
von Will Wiles

Bewertet mit 4 Sternen

Nein, keine Angst, hinter dem Titel versteckt sich keine Gebrauchsanweisung aus dem Baumarkt – auch wenn Holzböden in dem Debütroman von Will Wiles tatsächlich eine große Rolle spielen. Doch es geht auch noch um so viel mehr.

Alles fängt damit an, dass der Ich-Erzähler in eine osteuropäische Stadt reist, um für ein paar Tage auf die Wohnung und die Katzen seines Studienfreundes Oskar aufzupassen. Dieser weilt derweil in Kalifornien, um seine Scheidung zu regeln. Was sich so harmlos anhört, steuert aber bald auf eine Katastrophe zu. Kaum betritt der Erzähler Oskars exquisit eingerichtete Wohnung, fallen ihm schon die unzähligen Notizzettel überall auf. Oskar, immer schon sehr pedantisch, hat in allen Ecken Anweisungen für seinen Wohnungshüter hinterlassen, damit auch ja nichts schief geht. Besonders der kostbare und überempfindliche Holzboden aus französischer Eiche darf keinen Schaden nehmen. Nur dumm, dass der Erzähler das absolute Gegenteil von Oskar ist – nämlich sehr chaotisch. Und so kommt, was kommen muss. Der Erzähler stolpert von einem Schlamassel ins nächste. Fast hat man schon Mitleid mit dem Protagonisten, wenn man ihn dabei beobachtet, wie er versucht, seine Missgeschicke auszubügeln und alles nur noch schlimmer macht. Auch wenn sich das jetzt alles stark nach Slapstick anhört, ist es das aber auf keinen Fall. Im Gegenteil: der Roman steckt zwar voller rabenschwarzem, britischem Humor, der kommt allerdings eher versteckt daher. Generell ist der Roman sogar recht ruhig. Wer also Comedy á la Mr. Bean erwartet, wird wohl eher enttäuscht sein. Was den Leser aber durch die Geschichte trägt, ist der ausgefeilte, niveauvolle Erzählstil. Und am Ende stellt sich heraus, dass es die ganz Zeit um viel mehr ging als um den Holzboden – nämlich um Freundschaft und das Streben nach Perfektion.