Rezension

Das vierte Werk mit Kurzgeschichten um Sherlock Holmes und Dr. Watson

Seine Abschiedsvorstellung - Arthur Conan Doyle

Seine Abschiedsvorstellung
von Arthur Conan Doyle

Bewertet mit 4 Sternen

Vorneweg:

Ich habe den Roman in der Werkausgabe des Weltbild-Verlag (ISBN 3-8289-7184-9) gelesen, welcher mittlerweile vergriffen und in der WAS LIEST DU - Datenbank leider nicht vorhanden ist. Diese sollte aber inhaltlich identisch sein mit dieser Ausgabe…

Inhalt:

Dies ist das vierte Buch mit acht weiteren Kurzgeschichten um den Detektiv Sherlock Holmes, die Sir Arthur Conan Doyle monatlich im Jahre 1903 und 1904 im 'The Strand Magazine' veröffentlichte und damit die Geschichte des berühmtesten Detektivs der Welt von seinem Freund weiter erzählen ließ, da die Fangemeinde auf neue Fälle wartete und der Autor diesem weiter nachkommen wollte...

'Wisteria Lodge':
Die Aufwartung von Mr. Scott Eccles und direkt im Anschluss von den Inspektoren Gregson und Baynes, welche den Erst-Eintreffenden suchen, lässt Sherlock Holmes und seinen Freund Dr. Watson in eine interessante Geschichte rutschen. Denn Mr. Eccles kam direkt von seinem Besuch bei seiner jungen Bekanntschaft eines gewissen Mr. Garcia, welcher aber sein Heim 'Wisteria Lodge' nach einer Übernachtung seines Gastes verschwunden war und zwei Meilen weiter tot aufgefunden wurde. Von seiner Dienerschaft fehlt jede Spur und warum er bei dem Besuch besonders nach einer mysteriösen Botschaft so abwesend schien, ist alles fraglich. Der Meisterdetektiv aber macht sich so seine Gedanken und holt nötige Erkundigungen ein, um bald den Mörder dingfest zu machen...

'Die Pappschachtel':
Als Sherlock Holmes von Inspektor Lestrade gebeten wird, sich mit der eigenartigen Lieferung, welche eine gewisse Miss Susan Cushing erhielt, zu befassen, ist er sich schnell sicher, dass es sich bei der Lieferung von zwei Ohren in einem Päckchen um ein Verbrechen und keinen Scherz von ehemaligen Untermietern der Miss Cushing handelt. Und der Meisterdetektiv hat auch bald eine Lösung parat...

'Der rote Kreis':
Mrs. Warren spricht bei Sherlock Holmes vor, da sie einen ungewöhnliche Untermieter einquartiert hat und sich trotz regelmäßiger Zahlung sehr eigenartig benimmt. Obwohl er gar nicht das Zimmer verlässt und alle Wünsche per kleine Notizzettel verkündet sowie auf die Tageszeitung 'Daily Gazette' beharrt, glaubt Holmes an eine eher kleinere Tragödie. Als eines Tages der Mann von Mrs. Warren bei dem Weg aus dem Haus kurzzeitig entführt wird, weiß er bald, dass die Geschehnisse eine weitaus größere Tragweite besitzen und er handelt zügig, um einen möglichen Mord zu vermeiden...

'Die Bruce-Partington-Pläne':
Mycroft Holmes, der Bruder von Sherlock, bittet diesen bei der Unterstützung eines rätselhaften Falles: der junge Mitarbeiter im Staatsdienst namens Arthur Cadogan West wird tot an den Bahngleisen nahe der Station Aldgate in London gefunden, bei ihm sieben wichtige Seiten der 'Bruce-Partington-Pläne'; einem geheimen Projekt des Königreiches zum Bau von Unterseebooten. Die drei wichtigsten Seiten fehlen indes jedoch.Schnell wird Holmes klar, dass es sich bei dem Fall um eine brisante Agenten-Angelegenheit handelt, in die jedoch der Staatsdiener West, welcher sogar am Abend vor seinem Tode seine Verlobte einfach stehen ließ, nicht passen will. Holmes muss den Tätern ein gut getarntes Lockmittel bieten, will er diesen Fall vollends aufklären!

'Der Detektiv auf dem Sterbebett':
Ganz aufgewühlt erscheint Mrs. Hudson, die Haushälterin von Sherlock Holmes, bei Doktor John Watson und berichtet, dass der berühmte Detektiv wohl im Sterben liegt. Bei seiner Ehre gepackt macht sich der Mediziner direkt auf den Weg, wird jedoch von einem zwar todkrank aussehenden Freund bekannt massiv und energisch in die Schranken gewiesen. Es bedarf einige Zeit, bis Sherlock sich tatsächlich von einem Fachkundigen helfen lassen möchte. Dies muss allerdings Culverton Smith sein, der zwar kein Arzt, aber aufgrund seiner Erfahrung als Plantagenbesitzer in Sumatra nach Holmes Meinung die effektivste Lösung ist. Oder gibt es gänzlich andere Gründe, warum Holmes dessen Hilfe benötigt und Watson sich in dieser Zeit verstecken soll?

'Das Verschwinden der Lady Frances Carfax':
Da Sherlock Holmes in London unabkömmlich zu sein scheint, sendet er seinen Freund Dr. Watson nach Lausanne, um das Verschwinden von Lady Frances Carfax aufzuklären. Die verarmte Adelige hat sich nämlich entgegen ihren Gewohnheiten nicht mehr bei ihrer ehemaligen Gouvernante Miss Susan Dobney gemeldet, worauf diese sich an den Detektiven wandte. Und aus der Stadt in Frankreich kam das letzte Lebenszeichen der Lady. Watson forscht auf seine Weise und trifft nach einer Verfolgungsjagd bis nach Baden Baden auf einen großen, wild aussehenden Mann, welcher Lady Frances schon in Lausanne bedrängt hatte. Ist er nun an den Verursacher des Verschwinden von der Lady geraten?

'Der Teufelsfuß':
Während eines Erholungsurlaubs in Cornwall, wird Sherlock Holmes vom ansässigen Pfarrer Mr. Roundhay um Unterstützung gebeten. Die beiden Brüder seines Untermieters Mortimer Tregennis wurden am Morgen in einem Zustands des Wahnsinns aufgefunden, während deren Schwester Brenda tot zwischen den beiden lachenden und lallenden Brüdern auf der Bank saß, auf der Mortimer seine Geschwister am Abend zuvor verlassen hatte! Der Detektiv schaltet direkt in den Ermittlungs-Modus, da diese Geschichte wirklich ungewöhnlich klang. Allerdings wird die Situation brenzliger, als Mortimer Tregennis ebenfalls tot aufgefunden wird! Der Meisterdetektiv ist nun gefordert...

'Seine Abschiedsvorstellung':
Der deutsche Agent Von Bork benötigt noch durch den Handlanger Mr. Altamont die aktuellen Pläne an Flaggensignalen der gegnerischen englischen Armee, um dann baldmöglichst den britischen Boden zu verlassen, da sich ein Krieg mit dem deutschen Reich anbahnt. Er ahnt jedoch nicht, dass die britische Regierung den zur Ruhe gesetzten Detektiven Sherlock Holmes wieder aktiviert hat, um den deutschen Agenten auffliegen zu lassen!

Meinung:

Schon im Vorwort erklärt Sherlocks Freund Dr. Watson, der ja fiktiv die Abenteuer von dem Detektiv der Öffentlichkeit zutrug, dass sich der großartige Detektiv in die Downs zu Studienzwecken in Philosophie und Landwirtschaft zurückgezogen hatte. Er fasste aber in diesem Buch seine letzteren Fälle zusammen. Darunter auch seine Arbeit für das Militär, wie in der titel-gebenden Geschichte 'Seine Abschiedsvorstellung' zu Lesen ist. Viele Fans und sogenannte Experten des Autors wie auch der Romanfigur selbst halten ja diese jüngeren Abenteuer als nicht so gelungen, wie seine ersteren Romane und Kurzgeschichten um den Detektiv. Da muss ich allerdings widersprechen! Es ist richtig, das besonders die ersten Geschichten 'Wisteria Logde' oder 'Die Pappschachtel' vom Handlungsverlauf her sich ein wenig wie eine Kopie von 'Eine Studie in Scharlachrot' oder 'Im Zeichen der Vier' lesen lassen, aber in den folgenden Geschichten wird es doch zunehmen spannender. 'Die Bruce-Partington-Pläne' weist doch eine interessante Kriminalgeschichte mit Agenten-Hintergrund auf; in 'Der Detektiv auf dem Sterbebett' wird einmal mehr die große Kunst von Sherlocks Maskeraden aufgezeigt und 'Der Teufelsfuß' hat gar einen gruseligen Touch. Die schon ein wenig melancholisch zu lesende Story 'Seine Abschiedsvorstellung' ist in der Tat recht ungewöhnlich, aber zeigt ein weiteres Mal, wie abwechslungsreich Sir Arthur Conan Doyle mit seiner Charaktere zu Arbeiten pflegte. Ich finde zusammenfassend diese Sammlung an Kurzgeschichten den älteren zumindest ebenbürtig und sie gehören auf alle Fälle voll in das Sherlock-Holmes-Universum integriert!

Fazit:

Weitere acht tolle Kriminalfälle um den Meisterdetektiv Sherlock mit teilweise Annäherugen zu Spionage-Geschichten...

8,2 Sterne