Rezension

Das war eine positive Überraschung

Die Chroniken der Verbliebenen - Der Kuss der Lüge - Mary E. Pearson

Die Chroniken der Verbliebenen - Der Kuss der Lüge
von Mary E. Pearson

"Der Kuss der Lüge" von Mary E. Pearson ist 2017 bei Bastei Lübbe erschienen.

Zum Inhalt: Lia ist die 17-jährige Tochter des Königshaus Morrighan. Zur Stärkung der Grenzen soll sie mit einem Prinzen des Nachbarkönigreichs verheiratet werden, den sie nie zuvor gesehen hat. Doch sie entscheidet sich, zusammen mit ihrer Zofe und besten Freundin Pauline zu flüchten und kommt zunächst in einem weit entfernten Land zu Ruhe. Als sie beginnt, in einer Taverne zu arbeiten, lernt sie zwei Männer kennen.  Einer ist auf der Suche nach ihr, um sie zu töten – beauftragt von dem Herrscher eines Reichs, der den Pakt zwischen den Königshäusern vereiteln will. Der andere ist ausgerechnet der Prinz, den sie heiraten sollte.

Zunächst beginnt diese Geschichte für mich wie so viele andere Fantasiegeschichten auch: Königreiche, die sich bekriegen oder Heiraten beschließen, um den Frieden zu wahren. Die süße Prinzessin, die sich weigert,einen fremden Mann zu heiraten, weg läuft und dann zufällig auf gleich zwei Männer trifft, die beide in irgendeiner Art und Weise ihr Herz erobern und sie sich dann letztendlich für den einen Richtigen entscheidet ….

Das trifft auch hier alles mehr oder weniger zu. Was mich allerdings an diesem Roman begeistert hat, ist zum einen der Entwurf der Welt, die leicht mittelalterlich anmutet und so unendlich detailgetreu beschrieben ist, dass ich mich in ihr sofort wohl fühle. Landschaften sowie Ortschaften sind lebendig beschrieben, mit vielen kleinen Kleinigkeiten, dass ich die Szenerie fast lebendig und farbig vor mir sehe. Dazu kommt der flotte und flüssige Schreibstil der Autorin, die die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt: Lia kommt zu Wort, sowie der Prinz als auch der Attentäter. Dadurch kommen einem die einzelnen Personen näher und man erfährt auch so einiges aus ihrer Gefühls- und Gedankenwelt. Der fantastische Aspekt kristallisiert sich erst im Laufe der Geschichte heraus – was mir sehr gut gefallen hat, da wir quasi gleichzeitig mit Lia erleben, was ihr da an Gabe widerfährt. Gespickt ist das Ganze dann natürlich mit der typischen Dreiecksgeschichte, Liebe, Freundschaft, Geheimnisse und Intrigen. Lia selbst erscheint mir leider teilweise etwas unglaubwürdig. Da war sie doch 17 Jahre lang Prinzessin und wurde bedient und auf einmal arbeitet sie in einer Taverne und ist sich für keine Arbeit zu schade.

Bis zur Hälfte des Buches war ich gut unterhalten, fand aber alles auch relativ vorhersehbar. Und dann – BÄM …. ich „blätterte“ (ging nicht – da Kindle) mehrere Seiten zurück, ob ich irgendetwas falsch verstanden oder überlesen hätte … nein …. Überraschung! Aber was das für eine war, erzähle ich hier natürlich nicht...

Und dann nahm die Geschichte richtig Fahrt auf und wurde ausgesprochen spannend und gut!

Mich persönlich haben etwas die quasi eingeschobenen Zwischenkapitel gestört und auch verwirrt. Zum Ende hin wurde der Zusammenhang zur Geschichte zwar etwas deutlicher, aber ich hoffe hier auf eine endgültige Auflösung in den Folgebänden.

Mary E. Pearson erfindet hier nichts Neues, schafft es aber durch ihre detaillierte Beschreibung und flotten Schreibstil ihre Leser mit auf eine unterhaltsame und spannende Reise zu nehmen.

Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht.