Rezension

Das war wohl nichts!

Seraphina - Die Holunderfrau - Tara Neuhaus

Seraphina - Die Holunderfrau
von Tara Neuhaus

Bewertet mit 0.5 Sternen

Seraphina wächst auf einem Bauernhof im Allgäu auf. Ihre launische Mutter und ihr kaltherziger Vater verurteilen alles, was sie tut. Und mit den Männern will es auch nicht klappen. Seraphina leidet seelisch und körperlich. Als sie mit Anfang Dreißig auszieht, fühlt sich dennoch nicht frei. Eine Therapie und die Tagebücher ihrer Tante führen sie in die Vergangenheit – was sie entdeckt, verändert alles.

Gelegentlich lese ich neben meinen geliebten Krimis und Thrillern sowie den eher ernsteren Romanen zwischendurch auch mal etwas Lockeres. Wohlfühlbücher oder auch mal Chick-Lit, unkompliziert und nach bekanntem Schema. Etwas Entsprechendes hatte ich nach dem Klappentext und dem Cover auch hier erwartet, doch weit gefehlt.

Gleich zu Beginn schon startet das Buch mit vielen Rückblicken in die Kindheit und Jugend der Ich-Erzählerin, die Szenen lose aneinander gefügt, nicht unbedingt chronologisch. Und mit einem geballten Füllhorn an Themen geht es hier los! Die Rolle der Frau in Gesellschaft und Religion - auch im historischen Kontext -, Religion als solche - hier v.a. der starre Katholizismus in einem Allgäuer Dorf -, Rollen und Erwartungen, Hypersensibilität, Kindesmissbrauch, ethische Überlegungen zur Nutztierhaltung, Patriarchismus, Psychotherapie u.a.m. Bitte?

Doch was ist das eigentlich für ein Buch? Im Grunde ist es ein (auto-?)biografischer Therapie- und Lebensbericht einer Frau, die mit ihrer Kindheit aufräumt, dabei noch weiter in die Vergangenheit / die Familiengeschichte eintaucht, und nach ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Platz im Leben sucht. Einen wichtigen Stellenwert erhält dabei die Emanzipation der Frau, doch tut Seraphina sich mit der Umsetzung vor allem selber schwer. Aber auch Einblicke in Wiedergeburt, Globuli und indianische Trommelklänge, Sakralchakra und echte männliche Energie, Licht-Zeit-Matrix in der fünften Dimension und Aurafotografie und nicht zuletzt die Zwiesprache mit einem Fuchs: "Schau deine Ahnen an! Durchbrich das Muster" sollen hier nicht verschwiegen werden.

"Sein Haus war warm und es herrschte eine gute Aura."

Hinzu kam, dass Seraphina als Charakter mir einfach nicht lag. Trotz aller therapeutischen Versuche und sexuellen Experimente wollte ihr Selbstbewusstsein kaum wachsen, ständig fiel sie wieder in alte Verhaltens- und Denkmuster zurück. Das Weinerliche des Charakters, das ständige Suhlen im Selbstmitleid - es stieß mich zuletzt richtig ab. Der Schreibstil ähnelt bis auf gelegentliche ansprechende Landschaftsbeschreibungen oftmals dem eines mittelmäßigen Schulaufsatzes - und da Seraphina Journalistin ist und hier als Ich-Erzählerin agiert, hatte ich doch auf ein deutlich gehobeneres Niveau gehofft.

DAS jedenfalls hatte ich hier nicht erwartet, und die Lektüre entpuppte sich als reine Geduldsprobe. Eigentlich mag ich es ja, wenn mich Bücher durch Höhen und Tiefen jagen und mir eine breite Palette an Emotionen bieten, doch wenn das Leseerlebnis wie hier zwischen Irritation, ungläubigem Kopfschütteln,  verzweifeltem Auflachen, Fremdschämen und gähnender Langeweile schwankt, dann bedeutet das bloß noch Quälerei. Ja, ich habe mich durch das Buch hindurchgequält, denn Leserunde und so... Aber empfehlen kann ich das wirklich nicht.

Alles in allem war dieses Buch für mich eine Mogelpackung. Kein leichtfüßiger Roman, sondern ein biografischer Therapie- und Lebensbericht, der mich über weite Teile einfach nur anödete...

© Parden