Rezension

Debütroman, der nicht ganz überzeugt

Alles wird unsichtbar - Gerry Hadden

Alles wird unsichtbar
von Gerry Hadden

Bewertet mit 3 Sternen

Ganz konnte mich Gerry Haddens Debütroman „Alles wird unsichtbar“ nicht überzeugen. 
Die Geschichte klingt zunächst gut: Milo kommt aus dem Jugendknast, ein Studienprogramm bringt ihn raus und an eine  Universität. Der 19-Jährige muss sich nun mit sich und seinem Leben beschäftigen. Denn er trägt so einige Bündel mit sich herum: Er gibt sich die Schuld am Tod seiner Adoptivmutter und weiß von seiner leiblichen Mutter im Grunde genommen nichts.
Nach und nach kommt das, was in Milo schlummert, hervor. Auch in der Form von Aggressivität. Eine Aggressivität, die er nicht nur gegen Autos, sondern auch gegen sich selbst richtet.
Milo sehnt sich nach Aufmerksamkeit, zugleich ist er irritiert, wenn er sie bekommt. Von Halsey zum Beispiel, seiner ersten Freundin. Nicht jedoch von seinem Vater, der – so nimmt es Milo wahr – ihm die Schuld am Tod der Mutter gibt und ihn mehr ignoriert als dass er sich um ihn kümmert. So ist Milo ein spannungsgeladener Charakter  – hinzu kommt, dass er als weißer Adoptivsohn in der Bronx der 70er-Jahre bei afro-kubanischen Eltern aufwächst. Und: als Fünfjähriger verliert er bei einem Autounfall seinen linken Arm.
Milo als Protagonist bietet also eine große Fläche, die gefüllt werden kann. „Alles wird unsichtbar“ wird so zum Entwicklungsroman, der den Helden, Milo, sein Leben neu überdenken lässt und ihn gereift zurücklässt.
Soweit, sogut. Doch neben sehr intensiv erzählten Teilen – etwa wenn das Verhältnis zwischen Milo und seinem Vater beleuchtet wird, versinkt die Handlung immer wieder in Unwichtigem. Figuren tauchen auf und verschwinden wieder. Hinzu kommt das permanente Springen zwischen unterschiedlichen Zeitebenen. Mal sind wir mit Milo im Jugendknast, mal in seiner Kindheit, mal an der Universität. Wenn die Zeitebenen aufeinander bezogen sind, liest sich das gut. Doch das ist so gut nie der Fall und man hat als Leser immer wieder den Eindruck, gerade den Faden zu verlieren.
Der Ost-West-Klamauk im Deutschland der 80er Jahre mag für amerikanische Leser lustig sein, auf mich wirkte er schlichtweg nur aufgesetzt und albern. Dieser Bruch ist sehr schade, denn Hadden gelingt es doch immer wieder nüchtern, lakonisch und ohne jeglichen Kitsch zu erzählen. Dennoch hat mich das Buch leider ab der Hälfte nicht mehr überzeugen können.