Rezension

Definitiv nicht mein Thriller des Jahres

Dark Memories - Nichts ist je vergessen - Wendy Walker

Dark Memories - Nichts ist je vergessen
von Wendy Walker

Bewertet mit 3 Sternen

Jenny freut sich wahnsinnig auf eine Party, da sie dort einen Jungen treffen will, für den sie schwärmt. Doch der Abend endet vollkommen anders als gedacht. Denn Jenny verlässt überstürzt das Haus, in dem die Party stattfindet, und kreuzt dabei den Weg eines Unbekannten, der sie im Wald brutal vergewaltigt. Damit Jenny vermeintlich unbeschwert weiterleben kann, entschließen sich ihre Eltern noch im Krankenhaus dazu, den Rat der Ärzte anzunehmen und Jennys Erinnerungen an die grausame Tat durch Medikamente auszulöschen. Doch schon bald stellt sich heraus, dass Jenny ohne ihre Erinnerungen nicht damit beginnen kann, das Erlebte zu verarbeiten. Denn Jennys Körper hat nichts von dem vergessen, was im Wald geschah. Deshalb entschließt sie sich letztendlich dazu, mit einem Therapeuten, der auf solche Fälle spezialisiert ist, die Löschung ihrer Erinnerungen aufzuheben und sich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach der Wahrheit zu machen....

Der Einstieg in den Roman gelingt nicht ganz mühelos, da man sich zunächst an die Erzählperspektive gewöhnen muss. Denn das Geschehen wird aus der Sicht des Therapeuten Alan Forrester geschildert. Dadurch hat man eine recht eingeschränkte Sicht auf die Dinge und muss sich mit dem zufrieden geben, was er preisgibt. Alan wahrt außerdem eine gewisse Distanz bei seiner Erzählung und deshalb fällt es schwer, eine Beziehung zu Jenny aufzubauen und sich ganz auf die Handlung einzulassen. Alan erklärt gerne und ausführlich seine Vorgehensweise bei Jennys Therapie und beleuchtet dabei auch das Familienumfeld genau. Das kann zuweilen schon etwas langatmig und zäh wirken. Man hat allerdings den Eindruck, dass das, was er dort über seine Arbeit als Psychotherapeut erzählt, gut recherchiert ist.

Leider wirkt Alan von Anfang an nicht sonderlich sympathisch und die wenigen Sympathiepunkte, die er zunächst noch hat, verspielt er im Lauf der Handlung komplett. Denn Alan ist nicht nur vollkommen überheblich, sondern gerät nach und nach in einen Gewissenskonflikt. Man hat beim Lesen ziemlich oft das Gefühl, dass die Handlung auf der Stelle tritt und dass es nicht recht voran geht. Deshalb gerät man schon fast in Versuchung die Seiten zu überfliegen oder gar das gesamte Buch abzubrechen. Zum Glück gibt es dann aber entscheidende Wendungen, die doch noch etwas Spannung erzeugen. Wobei das eigentlich schon fast zu spät ist. Das Ende selbst ist überraschend und kann dann doch noch fesseln.

Die Aussage, dass dieses Buch der "Thriller des Jahres" sein soll, erweckt ziemlich hohe Erwartungen bei Spannungsfans. Das war bei mir natürlich ganz genauso. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich sofort gefragt habe, warum denn beim Thriller des Jahres die Genre-Einordnung "Roman" auf dem Cover zu lesen ist. Das hat mich gleich misstrauisch gemacht und meine hohen Erwartungen ein wenig heruntergeschraubt. Das war auch gut so, denn sonst hätte ich das Buch wahrscheinlich enttäuscht abgebrochen. Der Einstieg war für mich ziemlich holprig und die Handlung konnte mich über weite Teile nicht fesseln. Erst eine überraschende Wendung konnte mich dann überzeugen, doch durchzuhalten und das Buch zu beenden. Die Auflösung selbst hat mich dann überrascht. Wobei mir insgesamt gesehen viel zu wenig Spannung geboten wurde. Ich vergebe deshalb gut gemeinte drei Bewertungssterne und eine eher eingeschränkte Leseempfehlung. Mein Thriller des Jahres war dieses Buch definitiv nicht!