Rezension

Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe

Hool - Philipp Winkler

Hool
von Philipp Winkler

Heiko Kolbe hat zwei Familien, seine leibliche und seine Wunschfamilie. Und diese Wunschfamilie beinhaltet die Hooliganszene seines Heimatsvereins Hannover 96. Angeführt von seinem Onkel trifft sich Heiko mit seinen Kumpels und anderen Hools regelmäßig mit den Hooligans anderer, meist verfeindeter Fußballvereinen. Dass es dort nicht friedlich zugeht, ist wohl keine Überraschung. Und doch fühlt sich Heiko in dieser Szene am wohlsten. Seine eigentliche Familie, interessiert ihn daher nicht die Bohne. Seine Gewaltbereitschaft erinnerte mich an eine Textzeile von der Band „Die Ärzte“ die einmal gesungen haben: „Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe.“ Dennoch muss Heiko im Laufe der Erzählungen lernen, was wirklich für ihn wichtig ist und wieso manchmal Entscheidungen getroffen werden, die auf dem ersten Blick nicht ganz nachvollziehbar zu sein scheinen...

Philipp Winklers Debütroman „Hool“ stand auf der Shortlist für den diesjährigen Deutschen Buchpreis. Die Begründung der Jury lautete „stark und authentische Sprache.“ Das kann ich auch nur so unterschreiben. Die sprachliche Ebene ist dem Thema angepasst, also ziemlich vulgär und proletisch. Leider war es für mich stetig schwerer weiterzulesen, nicht nur aufgrund der Sprache sondern auch weil Winkler sehr Detailreich die Aufeinandertreffen der rivalisierenden Hooligans beschreibt. Wenn man eine Affinität oder echtes Interesse an der Szene und seinen Hintergründen hat, wird mit „Hool“ wahrscheinlich gut bedient, mir hat es leider nicht so gut gefallen.