Rezension

Demontage eines Charismatikers

Als Hemingway mich liebte - Naomi Wood

Als Hemingway mich liebte
von Naomi Wood

Bewertet mit 5 Sternen

Ein heißer Sommer 1926, in Antibes, Frankreich. In dieser mondänen Welt spielt sich ein kleines Kammerspiel ab, ein Ehepaar und die Geliebte, un, deux, trois, machen gemeinsam Urlaub. Dabei handelte es sich um Ernest Hemingway mit seiner ersten Ehefrau Hadley und der „gemeinsamen“ Freundin Pauline, genannt Fife

Hadley, Fife, Martha und Mary, diese vier Frauen haben eines gemeinsam. Sie alle waren mit Ernest Hemingway verheiratet.

Auch wenn in diesem Roman die Frauen Hemingways in Fokus stehen, kommt der geniale Schriftsteller nicht besonders gut weg. Schreiben, Krieg und Frauen, das war sein Leben. Abenteurer, Säufer, Schläger, Chauvinist, was war es, was ihn so unwiderstehlich Frauen gegenüber gemacht hat?

Die brave vernünftige Hadley teilt ihren Mann lieber, als von ihm verlassen zu werden, großmütig räumt sie dennoch das Feld für ihre Nachfolgerin.
Fife, die burschikose und fragile Vogue Reporterin gibt sich auf für den Schriftsteller, findet ihrer Erfüllung in nachmittäglichen Cocktails und Gartenarbeit und duldet die nächste Geliebte ihrem Haus.
Martha Gellhorn, will Ernest erst gar nicht zum Mann und wird doch die dritte Mrs. Hemingway Die Kriegsreporterin, tougher und mutiger als sogar ihr berühmter Ehemann, gibt als einzige der Frauen dem Schriftsteller den Laufpass, bevor sie ausgewechselt wird
Mary Welsh, die vierte und letzte im Bunde überlebt den großen Schriftsteller. Seine Eskapaden wurden im Alter weniger, Depressionen und Alkohol haben auf Ernest Hemingway einen Schatten seiner selbst gemacht

Das Buch umfasst die Zeit der 20 er Jahre bis zum Tode Hemingways 1961, die Schauplätze sind Südfrankreich, Key West, Havanna, Paris, und Idaho. Die Autorin hat zum Großteil anhand von Briefen der Frauen an Hemingway, aber auch an einander recherchiert. Dennoch ist das Buch keine Biographie, sondern ein Roman.

Ich mochte die Verschmelzung von Fakten und Fiktion, das Ambiente, die beiläufige Erwähnung berühmter Namen. Die Motivation der Frauen, so zu leben war mir nicht immer ganz einsichtig, Liebe, Mitleid, Besitzanspruch? Es ging nicht mit und nicht ohne ihn. Hemingway selber wirkte in den Schilderungen oftmals wie ein kleiner Bub, der nicht allein sein konnte aber sich gleichzeitig nicht festlegen wollte.

Nach der Lektüre dieses Buches weiß ich einiges gewiss, ich werde meine Hemingwayausgaben von früher ausgraben und sicher das eine oder andere Werk wieder einmal lesen.