Rezension

Den Schrecken des Holocaust erneut erlebt

Bis ans Ende der Geschichte
von Jodi Picoult

Bewertet mit 5 Sternen

"Bis ans Ende der Geschichte" ist kein Buch, welches man nebenbei lesen kann, denn es erzählt einen äußerst schmerzliche Geschichte und lässt uns den Schrecken des Holocaust erneut erleben. Es ist grausam und dennoch so wahr, dass es mir oft durch Mark und Bein ging, denn so wie von Jodi Picoult geschrieben, hätte es sich in Ausschwitz abspielen können. Familien werden auseinander gerissen. Wir erleben einen Ort des Schreckens und des Verlustes. Es erneut zu erleben, wenn auch nur in Romanform, empfand ich als äußerst schmerzlich, obwohl ich es als wichtig erachte, diese Ereignisse nicht unter den Teppich zu kehren.
Die Idee der Story ist großartig und hat mich oft sehr bewegt. Das Heute und die Vergangenheit miteinander zu verknüpfen ist nicht leicht, aber der Autorin ist dieses auf eine ganz besondere Weise gelungen. Dieser Roman erzählt die Deutsche Geschichte auf schmerzliche Art und Weise, obwohl es auch eine Geschichte der Hoffnung ist.
Die Story verknüpft einige Personen miteinander, die ihre eigenen Kapitel bekommen und durch Überschriften voneinander zu unterscheiden sind. Sie alle erzählen aus ihren Leben und lassen uns daran teilhaben. Diese Verknüpfungen machen das Buch sehr lebendig und wirken im Leser nach.
Natürlich ist die Geschichte Deutschlands nichts Neues und dennoch unheimlich wichtig, immer und immer wieder aufgegriffen zu werden. Einfach schon dadurch, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Für mich war es ein absolutes Highlight für 2015. Ich lese sehr gerne Geschichtliches und da die Story einiges an Tabuthemen behandelt, wirkt es sehr authentisch. Wie schon im Klappentext erwähnt, werden Strafe, Gerechtigkeit. Vergebung oder auch Gnade miteinander verknüpft.
Sage, die sich schuldig fühlt am Tod ihrer Mutter, wird mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert und ist gezwungen wichtige Entscheidungen zu treffen. Sie selbst wird dadurch bereichert und entwickelt eine eigene, innere Stärke, die anfangs eher untergraben wurde. Schuld lässt Menschen innerlich verkümmern und dieses wird hier sehr deutlich. Josef Webers Lebensgeschichte ist eine ganz andere und dennoch haben diese beiden Menschen einen Verbindung zueinander, die nicht sofort ersichtlich ist.
Der Titel des Buches wird erst am Ende einen Sinn bekommen und hat mir ehrlich gesagt einen leichten Schauer über den Rücken laufen lassen, da Jodi Picoult am Ende alles zusammenfließen lässt und mich damit wirklich überrascht hat.
"Bis ans Ende der Geschichte" ist mit seinen 560 Seiten und einer Story, die ich nicht als leichte Kost betrachte, ein Roman gelungen, der regelrecht nachwirkt und mich absolut überzeugen konnte. Ich vergebe sehr gerne eine Leseempfehlung, da wir hier keinen oberflächlichen Roman lesen, sondern einen Teil unserer Geschichte erzählt bekommen und uns nun nur noch entscheiden müssen, ob wir uns darauf einlassen wollen oder eben auch nicht. Sich dieser Grausamkeit erneut zu stellen, ist eine Entscheidung, die jede/r Leser/in für sich selbst treffen muss. Ich kann dazu nur raten, denn für mich war es bisher das Beste Buch das der Feder der Autorin entsprungen ist.