Rezension

Der abscheuliche Drang des Täters – 4. Teil der Reihe um DCI Kathryn Dance

Wahllos
von Jeffery Deaver

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Konzert in einem beliebten Nachtclub endet für die Besucher in einem Albtraum, als ein Feueralarm ausgelöst wird. Der Notausgang ist blockiert – es kommt zu einer Massenpanik, bei der zahlreiche Menschen sterben. Kathryn Dance ermittelt und stößt auf Beweise, die infrage stellen, dass es sich bei den Geschehnissen um ein tragisches Unglück handelte. Ein psychopathischer Täter hat offenbar die Angst der Konzertbesucher ausgenutzt, um seine perversen Bedürfnisse zu befriedigen. Dance muss alles daransetzen, ihn unschädlich zu machen, denn sie ist sicher, dass er wieder zuschlagen wird …

Der Autor:

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat der von seinen Fans und den Kritikern gleichermaßen geliebte Jeffrey Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht.

Reflektionen:

Wahllos ist der 4. Teil der Reihe um DCI Kathryn Dance. Die sympathische Kinesik- und Körpersprache Expertin ermittelt sozusagen als Menschenleserin beim CBI – California Bureau of Investigation in Monterey. Die Einblicke, die der Autor dem Leser durch die Figur Kathryn Dace in Kinesik- und Körpersprache gewährt, sind äußerst interessant und lehrreich.

In diesem Thriller gelingt es DCI Kathryn Dane zunächst nicht, einen Verdächtigen richtig einzuschätzen und muss eine vorübergehende Versetzung als Konsequenz für ihre Fehleinschätzung hinnehmen und das Belächeln direkter Kollegen ertragen. So gerät sie an einen Tatort, an dem viele Menschen auf Grund einer Massenpanik zum Opfer wurden.

Jeffery Deaver hat in diesem Thriller einen Täter erschaffen, der mit der Angst der Menschen spielt. Er ist intelligent, er weiß was Menschen in bestimmten Situationen glauben, ganz dem was sie sehen zum Trotz, spielt mit ihren Wahrnehmungen und Empfindungen und benutzt ihre Angst als kaltblütige Waffe gegen sie.

Es ist unglaublich erschreckend, wie dieser Täter mit den Wahrnehmungen seiner Opfer spielt. Wie vorausschauend er agiert und wie kaltblütig er seine Verbrechen plant. Jeffery Deaver beschreibt die Szenarien so authentisch und so glaubhaft, dass es mir einige Überlegungen abverlangte, die meinen eigenen Alltag betreffen. Die Figur des Täters strotzt vor absurder Tiefgründigkeit, kreiert Beklemmung und versetzt dem Thriller eine düstere Stimmung.

Die Handlung dieses Thrillers ist wieder einmal großartig in Szene gesetzt und Deaver schnürt erneut ein Paket verschiedener Kriminalfälle, an denen die charakterstarken Ermittler zeitgleich arbeiten. Man kann diese Handlungsstränge gut auseinanderhalten, doch ein bisschen mehr Konzentration verlangt der Autor dem Leser schon ab, denn es geht durchaus komplex zu.

Wie stets in seinen Romanen fließt auch immer etwas sehr persönliches aus den Leben der Hauptfiguren mit in die Seiten. Dieses Mal ist es Kathryns Sohn Wes, der auf scheinbar düsteren Abwegen unterwegs ist und Töchterchen Maggie wirkt merkwürdig verschlossen. Auch Kathryn Dances Liebesleben kommt hier nicht zu kurz und es bleibt auch weiterhin spannend. Kathryn leistet stets einen Spagat zwischen mehreren Kriminalfällen und ihrem Privatleben.

Trotz der wirklich interessanten Story, großartiger Figuren und der geschickt platzierten Cliffhanger fehlt mir dieses Mal eindeutig Tempo. Jeffery Deaver verliert sich sogar in detailverliebten Kapiteln, die die Handlung kaum voranbringen und die Spannung immer mal wieder eindämmen. Erstmalig fühlte ich zwischendurch fast so etwas wie Langeweile. Es geht mir eindeutig zu gemäßigt zu.

Natürlich habe ich das Buch zu Ende gelesen, denn schließlich ist Deaver ein Meister der Verstrickungen und Wendungen, die mich dann gegen Ende, mit schlüssigen Auflösungen auch wieder zufrieden gestimmt haben. Jeffery Deaver gehört mit seinen hoch spannenden Romanen und seinem hervorragendem Schreibstil zu meinen Lieblingsautoren, doch dieses Mal hat er mich nicht ganz überzeugt.

Fazit und Bewertung:

Wahllos ist ein lesenswerter und spannender Thriller, doch ich bleibe dabei, Jeffery Deavers Lincoln-Rhyme-Thriller sind an Spannung kaum von Deaver selbst zu übertreffen. Wahllos war für mich ein guter Roman, aber ich bleibe doch etwas enttäuscht zurück.