Rezension

Der Anfang war noch so vielversprechend

Die geheime Liebe der Charlotte Brontë
von Jolien Janzing

Bewertet mit 3 Sternen

Vorweg: Ich habe die Rezension zu diesem Roman ein wenig vor mich her geschoben, da ich mir (immer noch) nicht so ganz sicher bin wie ich an die Rezension zu diesem Buch herangehen möchte und es mir auch schwer fällt meine Kritik fundiert rüber zu bringen. Ich hoffe es gelingt mir trotzdem.

Hier haben wir einen historischen und biografischen Roman von Jolien Janzing, der uns einen kleinen Einblick in das Leben von Charlotte und Emily Bronte geben soll. Charlotte hat den Traum eine eigene Schule in ihrer Heimat aufzubauen und möchte dafür erst selbst noch gemeinsam mit ihrer Schwester die Schulbank drücken. Dafür sucht sie sich das Pensionat der Familie Heger in Brüssel aus, wo sie ihre Französischkenntnisse verbessern möchte. 
Brüssel entpuppt sich für die beiden protestantischen Pfarrerstöchtern als eine komplett neue Welt. Während Emily sich mit Heimat verschanzt und sich immer mehr zurückzieht zeigt sich Charlotte als das totale Gegenteil ihrer Schwester. Neugierig erkundet sie die neue Welt und passt sich mit der Zeit immer mehr an diese an und wie der Titel des Romans schon andeutet verliebt sie sich auch. Und zwar ausgerechnet in ihren verheirateten Professor Constantin Heger.

In der Geschichte steckte so viel Potenzial, wobei man natürlich auch berücksichtigen muss, dass die Autorin sich an die historische Vorlage halten muss. Dies gelingt ihr auch in meinen Augen sehr gut. Die Charaktere, vor allem aber Charlotte wirkten authentisch und zeitgemäß. Allerdings hatte ich gehofft einen besseren Zugang zu den Charakteren zu erlangen, was leider nicht geschah. Die Autorin beschreibt zwar die Gefühlswelt der Charlotte, aber es fiel mir als Leser sehr schwer mich in sie hinein zu versetzen und insbesondere ihre Gefühle auch wirklich nachzuvollziehen. Charlotte ist verliebt, das habe ich verstanden. Aber wieso? Klar, Liebe ist oftmals  schwer nachzuvollziehen und diese zu erklären ist eine hohe Kunst. Aber es wollten keine echten Emotionen aufkommen beim Lesen.

Der Schreibstil war zu Beginn ungewöhnlich und anders. In der Leserunde, in der ich mich beteiligte, wurde dann auch erklärt, dass die Autorin sich daran versuchte sich am Schreibstil der Bronte Schwestern anzupassen. Was ich als Idee nicht schlecht fand. Wobei ich sagen musste, dass es mich ein wenig an einen Reiseführer erinnerte "Zu ihrer Rechten sehen Sie..."; "Lassen sie uns nun unseren Blick zu...schweifen". Etwas befremdlich, aber ich muss sagen es machte mich neugierig auf die Werke der Brontes.

Was mich auch etwas störte waren die Nebenfiguren Henriette und Arcadie Claret. Hier wurde erzählt wie die Mutter Henriette versuchte aus ihrer (minderjährigen) Tochter eine Mätresse des Königs zu machen. Ich fand diese Passagen zwar gut geschrieben, aber es hat mich irgendwie doch gestört, da diese Geschichte überhaupt nichts mit den Brontes zu tun hatte und die eigentliche Geschichte auch gar nicht voran brachte! Da stellte sich mir vermehrt die Frage, warum man diese Figuren im Roman unterbringen musste? Man hat so den wagen Verdacht, dass Charlottes Geschichte anscheinend nicht viel hergab für einen Roman...

Gegen Ende des Romans musste ich feststellen, dass meine Luste auf diesen Roman mehr und mehr verflog. Und mir fielen des weiteren die Zeitsprünge sehr negativ auf. Zuerst war noch Karneval und dann auf einmal Neujahr? Kann man ja machen, aber das wurde stets nur ganz beiläufig erwähnt. Womit es mir nochmal schwer gemacht wurde in die Geschichte einzutauchen.

Schlussendlich muss ich sagen, dass ich mir von dem Roman doch mehr erhofft hatte.