Rezension

Der Auftakt einer grandiosen Karriere

Carrie - Stephen King

Carrie
von Stephen King

Bewertet mit 4 Sternen

Maggie ist kein gewöhnliches Mädchen, denn sie verfügt über die telekinetische Fähigkeit. In der Schule ist sie als Außenseiterin geächtet und auch Zuhause erfährt sie wegen des religiösen Fanatismus ihrer Mutter keine Liebe. Bis ins Teenager-Alter lässt sich Carrie alles gefallen, doch dann bringt ein Ereignis das Fass zum Überlaufen. Und plötzlich gleicht die Kleinstadt der Hölle auf Erden...

Stephen King ist eine Legende. Und ich muss gestehen, dass ich bis dahin noch nichts von ihm gelesen hatte. Dementsprechend wusste ich auch nicht so recht, was mich erwarten würde. Irgendwie reizte mich diese Geschichte am meisten von ihm, auch wenn ich nicht erklären kann, woran das liegt.

Die Geschichte beginnt sofort mit einem verstörenden Ereignis, was teils sehr widerlich beschrieben wird. Manche Sätze spuken mir jetzt noch durch den Kopf und diese werde ich wohl leider auch nicht so schnell vergessen. Ein Meister des Ekels ist King in diesem Werk auf jeden Fall! Dennoch las ich weiter, auch wenn ich ein wenig abgeschreckt war.
Tabu-Themen kennt King nicht, weshalb er auf verstörend ehrliche Art und Weise sich über Tabu-Themen auslässt und dabei hin und wieder gezielt enorme Grenzen überschreitet und damit den Leser schockiert. Immer wieder las ich fassungslos Szenen und dachte nur so: das ist ein schlechter Scherz, oder? Mein Gehirn spielt mir doch gerade einen Streich...

Der Schreibstil ist relativ anstrengend und, wie ich gehört habe, für King auch nicht üblich. Nicht überraschend, wenn man sich überlegt, dass dies immerhin das erste Werk ist, dass er veröffentlicht hat. Auch wirkte das Buch teils recht langatmig auf mich, als hätte King versucht, es künstlich in die Länge zu ziehen. Als ich das aufschlussreiche Nachwort las, welches ich sonst nur selten lese, wurde mir auch klar, woran das lag: die ursprüngliche Geschichte hatte weniger als 100 Seiten, weshalb King noch fiktive Quellen einfügte, die sich mit dem Phänomen der Telekinese beschäftigten. Diese waren teils zwar ganz interessant, weil ein Text eine Biografie einer ehemaligen Mitschülerin ist, aber mehr eben auch leider nicht. Bis wirklich etwas in dem Buch passiert, wird so oft darauf hingewiesen, dass ich beinahe schon fast das Interesse verlor. Dennoch gab es immer wieder Sätze, die mich einfach überzeugten, das Buch weiterzulesen.

In diesem Buch werden viele zentralen Themen der Gesellschaft behandelt, welche einem auf den ersten Blick gar nicht so auffallen. Die Geschichte ist so kompakt, dass man sie in seiner Grandiosität erst so gar nicht richtig begreifen kann, wodurch der Lesegenuss halt auch nicht so groß war, wie es wahrscheinlich beim zweiten Lesen der Fall wäre. Insgesamt hat mich das Buch gefesselt, auch wenn ich recht lange gebraucht habe, um es durchzuhaben. Das liegt wahrscheinlich auch nicht zuletzt daran, dass Kings Diamant des Schreibtalents hier noch nicht ganz fertig geschliffen worden ist. Dementsprechend kann ich es gar nicht abwarten, mehr von diesem Autor zu lesen und tiefer in die Abgründe der menschlichen Seele abzutauchen!