Rezension

Der Bachelor trifft Hunger Games

Selection - Kiera Cass

Selection
von Kiera Cass

Bewertet mit 4 Sternen

"Selection" handelt von America Singer, die in einer fernen Zukunftswelt lebt. Die Gesellschaft ist in Kasten aufgeteilt. America lebt mit ihrer Großfamilie in bescheidenen Verhältnissen und so ist eine riesige Chance, als sie sich für Wahl bewirbt, bei der aus 35 Mädchen die perfekte Ehefrau für den Thronfolger Maxon gesucht wird. Doch America hat Prinzipien und sie will nicht um jeden Preis die Frau eines Mannes werden, denn sie gar nicht liebt, um gesellschhaftlich aufzusteigen. Zumal da auch noch ihrer große Jugendliebe Aspen ist...

Der Grundidee stand ich wirklich skeptisch gegenüber. Natürlich sind Formate wie Bachelor und Bachelorette aus der Fernsehlandschaft (vor allem im Heimatland Amerika) nicht mehr weg zu denken, aber so richtig makaber wäre es ja doch, wenn wir für Angela Merkel den perfekten Ehemann suchen würden...Aber ich habe mich darauf eingelassen, zumal die Selection-Reihe ja doch einige Fans um sich scharen konnte.

Der Einstieg ist mir echt schwer gefallen. Vor allem mit den Vorschusslorbeeren hofft man wirklich, dass man von der ersten Seite an gebannt der Erzählung folgt. Zunächst fand ich problematisch, das zunächst die Denkart und überhaupt die Inszenierung sehr modern wirkt und plötzlich werden so altertümliche Begriffe wie Kasten wieder aufgegriffen. Natürlich spielt "Selection" in der Zukunft, aber das System, in dem die Gesellschaft lebt, könnte offensichtlich auch aus dem Mittelalter sein. Bis man dort also durchgestiegen ist, braucht es schon eine Weile.

America als Protagonistin hat mich dagegen relativ schnell gepackt. Sie hat ein großes Herz, Gerechtigkeitssinn und sie scheint durchaus dem ganzen System gegenüber kritisch gegenüber zu stehen: sie akzeptiert nicht alles so, wie es ist. Schwieriger zum Anfreunden sind dagegen die männlichen Figuren. Aspen hat mir zwar anfangs sehr gut gefallen, aber er wirkt letztlich doch sehr stur, verbissen im System, also einfach unflexibel. Maxon dagegen wird ja durch Americas Sicht gleich als steif präsentiert und mit dieser Einstellung denkt man dann gleich als Leser auch so über ihn. Wenn er dann auch noch so gehoben zu sprechen beginnt und schließlich dann wieder jünglich mit Grinsen und Schüchternheit dargestellt wird, dann ist man erstmal enttäuscht. Der Einstieg in die Reihe ist also zunächst nicht geglückt.

Doch dann kommt ein Wendepunkt. Alles wird auf einmal menschlicher, die anderen Auserwählten, die Königsfamilie, die Zofen und America wird nur noch beeindruckender. Man beginnt sein Herz zu öffnen und realisiert, dass auch Maxon das still und heimlich geschafft hat. Auf einmal stimmt die Chemie, auf einmal shippt man für die beiden und auf einmal will man das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen. Zumal die Handlung halt nicht nur fest an die Auswahl gebunden ist, sondern, dass auch das System erklärt wird, dass auf die Probleme aufmerksam gemacht wird, dass die Rebellion Erzählzeit bekommt. Gerade diese Aspekte lassen Maxon als künftigen Herrscher und America sehr erwachsen wirken und auch sonst löst sich die Erzählung vom reinen Jugendbuch ab.

Fazit: "Selection" ist ein Auftaktband, der nach einem doch recht holprigen Start langsam aber sicher Fahrt aufnimmt.  Ich finde es gut, dass es nicht nur ausschließlich um den Bachelor-Gedanken geht, sondern dass auch mit der gesellschaftlichen Problematik (die mit ihren Elementen auch stark an Hunger Games erinnert) ein Thema mit Tiefe verarbeitet wird. Natürlich steht die Liebesgeschichte im Fokus, da machen wir uns mal nichts vor, aber es ist eben nicht das und jenes. Es ist eine gelungene Mischung mit Figuren, die einem nach und nach ans Herz wachsen und die man nur zu gerne in einem zweiten Teil begleitet.